Liebe Leserin!
Lieber Leser!

Den anstehenden Tagen, die der Volksmund auch „die närrischen“ zu nennen pflegt, zum Trotze sei gesagt: Es gibt derzeit auch noch automobile Themen, die sich nicht nur ums Pappnasen-Geschehen und um Autos drehen, die man im Zustand leichter oder latenter Trunkenheit tunlichst stehen lassen sollte. Und da bei jedweder Recherche die Pressestellen der Hersteller gerne und allzeit bereit weiter helfen, wollte ich diesen Service auch am Donnerstag dieser Woche in Anspruch nehmen.

Es ging um das europäische Notrufsystem E-Call, das ab 2015 geplant ist. In dieser Beziehung gibt es derzeit mehr Hindernisse als Vorwärtskommen und ich wollte mich dazu – wie gesagt – bei der Pressestelle eines Auto-Herstellers schlau machen.

Um es vorweg zu nehmen: Ich hätte für diesen Tag und für das, was dann (nicht) auf mich zukam, kein besseres Thema wählen können als das eines Notrufs. Dass besagte Kollegen, (zu denen ich übrigens einen ausgesprochen guten kollegialen Draht habe) in Köln sitzen, demzufolge an diesem Tage per Dekret zum Frohsinn verurteilt werden, kam mir natürlich nicht in den Sinn. An selbigem Tage machen Pressesprecher – nicht nur in Köln, aber vollem dort – nicht das, wofür sie normalerweise bezahlt werden. Sie erteilen keine Auskünfte, schreiben keine Pressemitteilungen und leisten auch keine Amtshilfe in Sachen automobiler Recherche. Sie sind schlichtweg einfach nicht da.Stattdessen lässt das Gros der männlichen Unternehmens-Sprecher in demütiger Gelassenheit das alljährliche Ritual des Kürzens ihrer alten Krawatten mittels einer möglichst stumpfen Schere über sich ergehen. Zudem huldigen sie pflichtbewusst jeglicher öffentlicher Narretei und inspizieren statt ihres aktuellen Facebook-Status den ordnungsgemäßen Sitz ihrer roten Knollennase. Denn auch der der Frohsinn hat seine Grenzen, und spätestens beim Spaß hört er auf.Nachdem mir auf meinen Anruf bei besagten Kollegen in Köln eine durchaus seriös klingende Computer-Stimme offenbarte, dass die Pressestelle bis „einschließlich kommenden Montag nur in Notfällen“ erreichbar sei, beschloss ich, dies auf die Probe zu stellen und zum Notfall zu mutieren. Ich wählte also nicht die Durchwahl der Kollegen in der Pressestelle, sondern wandte mich an die Zentrale des Branchen-Riesen, der jährlich ein erkleckliches Millionen-Sümmchen umsetzt.

In der Tat meldete sich am anderen Ende der Leitung auch eine Stimme, deren Timbre den Schluss zuließ, sie können von einem echten Menschen und nicht maschinell erzeugt sein. Also trug ich, allen Mut zusammennehmend, mein Anliegen vor, die Dame möge mich doch bitte mit der Pressestelle verbinden. Nach einigen Sekunden ungläubigen Wartens und Staunens kam dann die Gegenfrage: Ob ich denn nicht wisse, was heute für ein Tag sei und wo sich der Sitz des Unternehmens befinde.

„Ja, Donnerstag“ sagte ich, worauf mir die Dame einen Crashkurs in rheinischem Brauchtum und dem daraus resultierenden Sinn und Zweck des „Weiberdonnerstag“ verpasste. Aus dieser mildtätigen, aber mit Nachdruck vorgetragenen Unterweisung zog ich den einzig richtigen Schluss: Den journalistischen Notfall vergessen, einfach auflegen, und es nächsten Dienstag wieder versuchen. Und genau so mache ich es jetzt. In der Hoffnung, dann ein paar Auskünfte zum Thema „europäisches Notrufsystem“ zu bekommen. Schließlich war ich ja auch ein Notruf. Was aber am Donnerstag in Kölle wohl nicht in dieser Form ankam.

Ich wünsche Ihnen ein närrisches oder auch ein ganz normales Wochenende. So, wie Sie es gerne hätten, nicht nur so, wie es halt im Kalender steht.

Ihr Jürgen C. Braun

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