Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

In dieser Woche gab es seit langer Zeit mal wieder erfreuliche Nachrichten von der – so sagen viele ihrer Bewunderer – schönsten Rennstrecke der Welt. Auch wenn die richtigen „Hardcore-Fans“ des Nürburgrings damit wohl eher die legendäre 22,8 Kilometer lange Nordschleife meinen, so kann ihnen doch auch das Schicksal der neuen, 1984 eröffneten Grand-Prix-Strecke nicht egal sein. Ihnen und den Menschen, die in der Eifel wohnen und ihr Geld verdienen (müssen), kann nach nach den Horror-Nachrichten über Insolvenz und drohende Arbeitsplatz-Verluste die Bekanntgabe des Formel-1-Gastspiels im Juli dieses Jahres als echtes Lebenszeichen nur recht sein.

Dass die Verhandlungen nach dem ganzen Hick-Hack, das sich über Wochen und Monate hinzog, nun derart rasch und quasi „über Nacht“ erfolgreich zu Ende gebracht wurden, kann nicht verwundern. Das Weihnachtsgeschäft, in dem bekanntermaßen etliche Formel-1-Tickets in Höchstgeschwindigkeit unter den Tannenbaum rauschen, ist längst vorbei. In sechs Wochen fängt in Australien die neue jährliche Hatz der PS-Gigantomanie bereits wieder an. Da wird jeder Veranstalter oder Ausrichter in einer solchen Situation bemüht sein, ad hoc für Gewissheit zu sorgen, um nicht noch mehr zahlende Kundschaft zu verprellen.Dass beide Verhandlungspartner sich wie in solchen Fällen üblich in „Stillschweigen“ üben, ist „business as usual“. Obwohl das Wort „Stillschweigen“ ein verbaler Anachronismus ist. Denn ein „Lautschweigen“ ist nun mal ein „schwarzer Schimmel“. Und den gibt es nicht. Was indes jedoch verwundert ist die Tatsache, dass der allmächtiger Bernie Ecclestone, dessen Verhandlungsposition geradezu grandios war, sich offensichtlich als Gönner erwies. Wusste er doch mit dem Hockenheimring einen zweiten Kandidaten im Hintergrund, der alleine schon aus Imagegründen allzu gerne in die Bresche gesprungen wäre.

Geld kann längst kein Ausrichter mehr mit einem Formel-1-Rennen verdienen. Dafür ist die Antrittspauschale für die Bonvivants der Kringeldreherei zu üppig. Reibach können die Rennstrecken-Betreiber nur mit ihrem Status als Formel-1-Kurs bei anderen Rennserien oder bei riesigen Music-Events machen. Nur auf diesem Wege refinanziert sich das finanzielle Zuschussgeschäft bei einem Gastspiel der Herren Vettel, Alonso, Hamilton und Co.

Was also hat den mittlerweile 82jährigen Bernie Ecclestone dazu getrieben, wieder in die Eifel zu kommen? Seitens der Landesregierung, so versicherte der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewenz noch am Donnerstag, werde kein Geld fließen. Sollte der gute alte Bernie auf seine alten Tage doch noch in einem Anfall persönlicher Altersmilde Sentimentalitäten den Vorzug vor schnödem Profit-Denken gegeben haben? „Gerne habe ich mich für die Austragung der Formel 1 am Nürburgring eingesetzt, um diese Traditionsstrecke weiterhin zu erhalten“ wird der Formel-1-Chef in einer offiziellen Pressemitteilung der Nürburgring Betreiber Gesellschaft vom Donnerstag zitiert. Eine noble Geisteshaltung die man vielleicht von ehrenamtlichen Soldaten der Heilsarmee, nicht aber von Bernie Ecclestone erwartet hätte.

Wie dem auch sei: Für den Nürburgring, die alte und neue Strecke, und für die Menschen in der Eifel ist das Rennen ein Signal für den Start in eine bessere Zukunft. Auch wenn vorher erst einmal Vergangenheit und Gegenwart bereinigt werden müssen.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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