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The Rolling Stones: Grrr! (Polydor/Universal)

Es geht auf Weihnachten zu – das mag eine Rolle gespielt haben bei der Idee, diese Zusammenstellung in verschiedenen Formaten zu veröffentlichen. Ein rundes Jubiläum ist aber auch zu feiern. Folglich gibt es das Beste aus 50 Jahren Rolling Stones als normale Doppel-CD, als 3CD Version mit zusätzlichen Titeln – und einer 4CD Super Deluxe Version mit 80 Tracks und 36-seitigem Booklet. Die Preise belaufen sich auf (circa) 25, 35 und 40 Euro.

Egal, wie viel man ausgibt – zwei neu aufgenommene Titel sind immer dabei. Das ist schon was Besonderes, zumal man den Neuaufnahmen die rund 70 Lebensjahre der Beteiligten wirklich nicht anmerkt.

Nun wird man für zwei Titel allein nicht 20 Euro aufwärts investieren – höchstens in die passende Single-CD. Alles Weitere lohnt sich aber sehr wohl, weil Grrr! (nein, die Herren knurren nicht, da dürfte eine Portion Selbstironie enthalten sein, und die typische Zunge auf dem Cover ist längst ihr Waren- und Markenzeichen) tatsächlich eine Dokumentation ist. Es waren andere Zeiten, als die jungen Musiker mit Chuck Berrys Come On debütierten. Da war ihr unangepasstes Auftreten tatsächlich immer einen Skandal wert – so sehr, dass das Management gezielt eine angebliche Feindschaft zu den angeblich konkurrierenden Beatles lancierte, die immerhin optisch braver daherkamen. Da war noch nicht abzusehen, dass (I Can't Get No) Satisfaction mal ein unantatstbarer Rock-Klassiker und die jungen Herren noch jenseits des Rentenalters aktiv sein würden. Für letzteres stehen Gloom And Doom und One Last Shot – kürzlich in einem Pariser Studio eingespielt. Es mag despektierlich klingen, aber ein Stück weit ist es schon verdammtes Glück, dass alle diverse Drogenexperimente ihrer wildesten Jahre so überstanden haben. (Was Keith Richards und Marianne Faithfull, die sich erfolgreich aus dem Schatten von Mick Jagger löste, in ihren Autobiographien selbst ohne Ausflüchte zugeben).

Da darf man schon mal fragen: Wer stand denn da im Studio – immerhin sind unter anderem Mick Taylor (Nachfolger des früh verstorbenen Brian Jones) und Bill Wyman schon vor einiger Zeit ausgeschieden. Nun, nach wie vor dabei sind Mick Jagger, Keith Richards, Charlie Watts und Ronnie Wood. Die Titel aus 50 Jahren spiegeln immer, wie die Band aktuelle Trends aufgegriffen und verarbeitet hat – mehrheitlich aber ist Grrr! ein astreines traditionelles Rock'n'Roll-Werk, das auch die Bandtradition fortführt, im Cover allein schon ein Kunstwerk und keine bloße Plattenhülle zu sehen: Alle Formate von Grrr! schmückt ein Gemälde von Walton Ford.

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