Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Die unglaublichste Nachricht, die in der vergangenen Woche in meiner Redaktion eingelaufen ist, möchte ich Ihnen an dieser Stelle auf gar keinen Fall vor enthalten. Sie rückt den arg strapazierten Begriff des „Workaholic“, also frei übersetzt des arbeitswütigen oder gar arbeitskranken Menschen, in ein völlig neues Licht. Ich glaube schon, dass auch ich meiner Arbeit möglichst seriös und im angemessenen Umfang nachgehe, aber die Polizei-Meldung, die zu Beginn der Woche eintraf, übertraf dann doch alles bisher da gewesene zum Thema „Arbeitswut“ um Längen.

An einem Werktag zu Beginn dieser Woche hatte die Polizei auf der Autobahn A8 einen Autofahrer gestoppt und dabei eine fast unglaubliche Entdeckung gemacht. Der in der Nähe der saarländischen Gemeinde Friedrichsthal auf der Autobahn gestoppte Autofahrer war ein ebenso findiger wie auch im Umgang mit der Sicherheit seiner Mitmenschen verantwortungsloser Verkehrsteilnehmer. Er hatte auf einem selbst montierten „Gerüst“ seines Beifahrersitzes ein komplettes mobiles Büro montiert. Um mich nicht mit fremden Federn schmücken zu wollen: Die folgenden Details habe nicht ich, sondern die Kollegen von Spiegel Online recherchiert.

Der Mann war den Polizei-Beamten aufgefallen, weil er auf einem Autobahnabschnitt mit Geschwindigkeitsbegrenzung dennoch mit hohem Tempo unterwegs war. Damit nicht genug, überholte der Betroffene auch noch rechts, woraufhin ihn die Beamten dann anhielten. Bei einem Blick in das Fahrzeug-Innere erlebten sie dann eine, gelinde gesagt, ziemliche Überraschung. Auf einer Art „Gerüst“ auf dem Beifahrersitz hatte der rechts überholende Raser einen Laptop, einen Drucker sowie einen Spannungswandler installiert. Zudem hingen an der Windschutzscheibe des Fahrzeugs laut Polizeiangaben zwei Handys, ein Navigationsgerät und ein GPS-Empfänger.

Ein Sprecher des Landespolizeipräsidiums bestätigte den recherchierenden Kollegen, dass alle Geräte beim Zeitpunkt der Kontrolle eingeschaltet waren. Da diese in dem Fahrzeug jedoch vollkommen unzureichend gesichert waren, habe man den Fahrer angewiesen, Laptop und Co. zu demontieren und im Kofferraum zu verstauen.

Das aber ging dann wohl gegen die nie enden wollende „Arbeitsmoral“ des fahrenden Büro-Fetischisten, der in der IT-Branche tätig war. Denn immerhin hätte ihn diese „Abbaumaßnahmen“ wertvolle Zeit gekostet. Also mahnte er die Polizei-Beamten an, er sei auf dem Weg zu einem dringenden Termin und werde durch die „Abrüst-Arbeiten“ in erheblichen Verzug geraten. Wie die Geschichte jetzt endgültig ausgegangen ist, lässt sich nicht mehr glaubwürdig recherchieren. Fest steht nur, dass die Polizei-Beamten dem Fahrer die Benutzung der Geräte während der Fahrt nicht nachweisen konnten. Ihm droht deshalb höchstens ein Bußgeld wegen der nachgewiesenen Geschwindigkeitsüberschreitung. Und zudem noch ein „Knöllchen“ wegen „nicht ordnungsgemäß gesicherter Ladung“.

Liebe Leserin, lieber Leser, genießen Sie Ihr Wochenende. Und zwar – wenn es irgendwie geht – ohne Arbeit. Zumindest nicht bei überhöhtem Tempo auf der Autobahn mit einem ständigen Blick auf den Laptop.

Ihr Jürgen C. Braun

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