Test-Tour: AMG Mercedes A-Klasse (neu)

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211 PS aus einem 2-Liter-Motor sind eine Ansage, damit ist die magische Schwelle von 100 PS pro Liter Hubraum sogar überschritten. Flach, breit und hart präsentiert sich der A 250 AMG. Aber bevor das Fahrvergnügen einsetzen darf, muss sich der Chronist erstmal in den schalenförmigen Sportsitz mühen. Das ist nicht einfach, da bei der A-Klasse die B-Säule zu weit nach vorne gebaut ist, Lenkradverstellung hin oder her. Ein Verkaufsberater, auf dieses Manko angesprochen: Dann nehmen Sie doch unsere B-Klasse, die ist bequemer. Ein hilfreicher Hinweis, wahrlich. Erste blaue Flecken an der rechten Hüftseite, dann sitzt man, allseits festgehalten durch die anatomisch gut ausgeformten Sitze. Wir fuhren ein Modell, bei dem die 7-Gang-DSG-Automatik die Kraft des Aggregats auf die Vorderräder bringt. Dank Breitbereifung des Formats 225/40-18 ist das bei trockener Fahrbahn problemfrei, obwohl nach dem kleinen Beschleunigungsloch beim Anfahren ein spürbares Zerren an der Lenkung festzustellen ist. Bei feuchtem oder gar nassem Untergrund ist der Gasfuß nur mit Dezenz zu bewegen, sonst pfeifen die Antriebsräder gnadenlos durch. Der Automat harmoniert anschließend ausgezeichnet mit der beachtlichen Leistung, die aber erst ab etwa 4000 UpM (Kurbelwellen-Umdrehungen pro Minute) ansteht. Also eine ziemlich scharfe Auslegung. Die Bremsen hingegen sind weniger giftig, greifen aber nachhaltig und mit erhöhtem Pedaldruck zielgenau ein. Was weniger harmonisch ausfällt ist die Lenkung, die sich im kurvenreichen Geschlängel einer Passstraße als etwas ambivalent-teigig zeigt. Das direkte Anzielen einer Kurve wird mit leichten Korrekturen in der Lenkung erwirtschaftet. Da könnten die AMG-Mannen ihre Tuning-Erfahrungen auch auf dieses Thema ausweiten. Während die vorderen Passagiere quasi in der Mitte relativ kommod zwischen den Achsen sitzen, trifft das Komfort-entwöhnte Fahrwerk die Hinterbänkler ziemlich direkt im Rücken. Die Sicht nach draußen verschwindet, je weiter man sich nach hinten und hinten seitlich orientieren muss: Die letzte Fensterreihe wird immer schmaler, läuft dann spitz zusammen und die breite C-Säule steuert den Rest bei. Das hat zwar nichts mit AMG zu tun, ist aber ein genereller Mangel bei der neuen A-Klasse.

Fazit? Durchwachsen. Für knapp 37.000,- Euro ist das alles zuviel an Dingen, die nicht so recht zusammen passen. Vorschlag unsererseits: Die neue A-Klasse in einer AMG-Version als 2-Türer mit nur zwei Notsitzen: Ideal für das junge Pärchen auf dem schnellen Wochenend-Trip nach Straßburg zum Frühstück. So, als Vier-Sitzer mit diesem Fahrwerk, ist's schon etwas grenzwertig und ohne allzu ausgeprägten Alltagsnutzen. Als pures Heiz-Gerät ist das Auto zu teuer – und zu schade.

Text und Fotos: Frank Nüssel/CineMot

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