Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Als vor etwa einem viertel Jahrhundert die ersten Großraumlimousinen auf den europäischen Markt kamen, waren sie zunächst noch Exoten. Kaum wahrgenommen im Straßenbild. Sie waren zunächst vereinzelte Exemplare von Herstellern, die mit Weitsicht und Unternehmungsgeist an die Aufgabe heran gingen, eine völlig neue Fahrzeuggattung zu schaffen und auch den Kunden noch davon zu überzeugen, dass er ein solches rollendes Vielzweckmobil auch wirklich brauchte. Denn schließlich musste auch noch eine Zielgruppe dafür geschaffen und gefunden werden.

Klar, in der Folge waren es vor allem Familien, also Menschen, die möglichst viele Personen und deren Gepäck transportieren mussten und sich dabei eines variablen Innenraums bedienen wollten, die sich an den Großraumlimousinen erfreuten. Denn immerhin steckte ja das Wort „Limousine“ in der neuen Wortschöpfung und das verhieß zumindest behaglichen Komfort und angenehmes, agreables Fahrverhalten. Was zugegebenermaßen zu Beginn nicht immer der Fall war, aber die neue Gattung, die alsbald auch in kompakteren Außenmaßen ihre Dienste anbot, setzte sich zunehmend im Straßenbild durch.
Mit dem Siegeszug der Vans, wie die großen Limousinen auch genannt wurden, wurde auch dem guten alten Kombi rasch dessen (vor)schnelles Ende vorausgesagt. Galt der Kombi doch in der Regel eher als Handwerker-Mobil mit angeflanschtem Gepäckabteil. Zwar praktisch, aber eben doch eher schnöde und nicht wirklich chic. Und wer jetzt etwas auf sich hielt, und Mensch mit Material bewegen wollte, der fand ja zunehmend Alternativen bei den neuen variablen, kompakten Großen.

Jetzt kam in dieser Woche eine Meldung auf die Schreibtische der Redaktionsstuben, die von einem völlig neuen Trend in diesem Autosegment berichtet. „Deutschlands Autofahrer lieben Kombis“ stand darin als Headline. Sollen wir hierzulande wirklich wieder den „Salto rückwärts“ machen und unser Herz wieder an die Kollegen von „Caravan und Co“ verlieren? Gut, auch die Kombis sind mittlerweile zu recht sportlichen, hübsch anzusehenden und darüber hinaus praktischen Alltagsbegleitern geworden. Dass man solche Autos mittlerweile auch marketing-gerecht eher „Sportstourer“ nennt, kam dem Absatzgeschäft wohl auch entgegen.

Der renommierte Marktbeobachter IHS Automotive hat demnach ermittelt, dass Deutschland für Kombi-Modelle der mit Abstand wichtigste Mark sei. Die 700.000 verkauften Kombis im vergangenen Jahr überragten sogar wesentlich größere Automärkte wie die USA und Japan, berichtet außerdem die Zeitschrift „AUTOStraßenverkehr“. Auf dem US-Markt wurden im vergangenen Jahr knapp 217.000 Kombis verkauft. Damit seien die USA zwar zweitgrößter Einzelmarkt, aber bei 12,8 Millionen Neuwagen lag der Anteil bei nur 1,7 Prozent. In Deutschland dagegen erreichten die Kombis sage und schreibe einen Marktanteil von 20,5 Prozent.

Einen Grund für die Renaissance dieser Fahrzeugmodelle konnte der Verfasser der Meldung übrigens nicht nennen. Aber mitunter sind ja auch die überraschendsten Meldungen diejenigen, an denen wir mehr Gefallen haben und die uns deutlich länger beschäftigten.

Übrigens: In dieser Woche habe ich zwei Termine wahrgenommen, bei denen neue Fahrzeuge der Presse vorgestellt wurden. In beiden Fällen handelte es sich übrigens um … – Ja richtig, einen Kombi. Und die trafen wirklich mitten ins Leben derjenigen, die sich so etwas schließlich zulegen sollen.
Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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