Die Erkenntnis, sich liegend auf zwei oder drei Rädern flink und ökonomisch nach vorne zu bewegen, ist noch gar nicht einmal so alt. In den Anfängen war das zwar noch nicht so sicher und komfortabel beim bodennahen Reisen, aber der Trend war gesetzt. So richtig analytisch damit befasst haben sich dann zwei recht unterschiedliche Zeitgenossen: Paul Hollants, studierter Betriebswirt, und Daniel Pulvermüller, ein stiller, aber begnadeter Techniker. Sie gründeten HP-Velotechnik, eine mittelständische Manufaktur, die heute im Main-Taunus-Städtchen Kriftel mit insgesamt 30 Mann Liegeräder in Einzelanfertigung baut. Eine erfolgreiche Konfiguration, die demnächst mit Mann und Maus in eine größere und modernere Immobilie umzieht.
Nun fand der alljährliche Tag der offenen Tür statt und es gab einiges an Neuheiten zu bestaunen und zu fahren. Bisherige technische Lösungen und Angebote wurden verfeinert, erweitert und auch modernen Trends angepasst. Subtile, dennoch standfeste Technik wurde kombiniert mit Sinn machendem Design, einer Formensprache, die auf Bewährtes zurück greift, zugleich aber auch Trend der Zukunft formuliert. Da ist das Modell Speedmachine, ein Liege-Zweirad der schnellen Fraktion für den eher leistungsorientierten Freak: Technik pur, spartanisch wirkend, auch gewichtsoptimiert. Unter den Dreirädern (Trikes) strahlt das Scorpion besonders und gilt als Technologie-Träger der anspruchsvollen Art: ein schnelles Trekking-Trike. Zudem haben sich Hollants und Pulvermüller auch dem Trend zum zusätzlichen Elektroantrieb verschrieben: alle Zwei- und Dreiräder können auf Wunsch gleich mit Akkupaket und E-Motor bestellt oder nachträglich umgebaut werden. Der allerneueste Trend geht zum 26-Zoll-Hinterrad beim Scorpion, was der Fahrstabilität und dem Komfort zugute kommt. Dem Scorpion hat sich auch eine Zweirad-Legende besonderer Provenienz verschrieben: Tilman Waldthaler, ein Mann, der inzwischen 70 Lenze jung ist. Aus seiner Wahlheimat Neuseeland startete er 1977 in Invercargill, erreichte 4 Jahre später das Nordkap, durchmaß zudem in insgesamt 35 Jahren 136 Länder und spulte unfassbare 450.000 Kilometer mit den Beinen ab: Wahre Helden sehen genau so aus! Aber, auch wer nicht gerade darauf aus ist, diesen Rekord zu brechen, kann seine Philosophie vom Hoch-Rad zum Liegerad gerne korrigieren, denn das kann er auch in kurzer Zeit zusammenklappen und im Auto mitnehmen.
Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Nüssel/ HP