Eifel Rallye-Festival schlägt alle Rekorde

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Walter Röhrl, ansonsten ein eher schweigsamer, und zurückhaltender Mensch, stand sichtlich um Fassung ringend in der kleinen Kreisstadt Daun in der Vulkaneifel: „Das hier macht mich um 25 Jahre jünger“, bekannte der Rallye-Doppelweltmeister und zweifache „Monte“-Sieger. Grund der Begeisterung des mittlerweile 65-jährigen Ausnahme-Piloten war das „Eifel Rallye Festival“, eine weltweit einzigartige Veranstaltung historischer Rallye-Fahrzeuge. Am restlichen Rand der Republik hatten sich für drei Tage nicht nur etwa 150 original getreue historische Rallyefahrzeuge aus fünf Jahrzehnten WM-Geschichte eingefunden, sondern auch aktive Zeitzeugen, die das Geschehen in dieser faszinierenden Motorsportart über Jahre hinweg dominiert hatten. Die ehemaligen Weltmeister Walter Röhrl, Hannu Mikkola, Björn Waldegaard und Stig Blomqvist waren aber nur die „Crème de la Crème“ der exzellenten Meister am Volant.

So wehte denn auch kein Hauch, sondern eine steife Brise legendärer Motorsport-Geschichte durch eine Region, die vor Jahrzehnten noch als das „Armenhaus der Nation“ abseits großer Fernstraßen-Verbindungen gegolten hatte. Weit mehr als 30.000 Zuschauer säumten dichtgedrängt die Wertungsprüfungen. Ein prächtig drapierter Stand mit der Aufschrift „Walter-Röhrl-Fans Letzebuerg“ signalisierte in dem dichten Gewimmel von menschlichen Leibern, exotischen Fahrzeugen, Verkaufsständen, Serviceplätzen und Info-Boxen das ungebrochen hohe Ansehen und die Jahrzehnte andauernde Wertschätzung, die man dem vielleicht besten Rallyepiloten der Geschichte auch heute noch überall entgegen bringt. Der „Lange“, wie der Doppel-Weltmeister zu Beginn der 1980er Jahren auch genannt wird, war an den drei Tagen auf Fahrzeugen verschiedener Marken seiner Motorsport-Karriere im Einsatz auf den insgesamt zehn Wertungsprüfungen rund um das „Rallyeherz“ mit der Fan-Meile in Daun.

Die Helden früherer Jahre mit den Weltmeistern Hannu Mikkula, Björn Waldegaard, Stig Blomqvist und Schirmherr Röhrl boten jedoch genau so wie die vielen anderen exzellenten „Quertreiber“ aus aller Herren Länder eine exzellente Show dessen, was diese faszinierende Motorsportart ausmacht: Gekonnte Drifts, waghalsige Sprünge, Wendemanöver auf engen Spitzkehren, „Tänze“ auf mitunter noch gerade zwei Reifen auf nassem Untergrund. Mal Asphalt, mal Schotter, mal ein bisschen Wiese, mal eine Wasserdurchfahrt. Der Veranstalter, der MSC Daun, hatte für die Tausenden von Rallyefans eine phantastische Bühne bereitet.

Bei einer spektakulären nächtlichen Prüfung erlebte das kleine Eifel-Dörfchen Sarmersbach bei tiefster Dunkelheit ein wahres Inferno an grellen Blitzen, dröhnenden Motoren, unzähligen, dumpfen Schaltvorgängen und einer Heerschar von Gästen, die die Einwohnerzahl des Fleckens um ein Vielfaches übertrafen. Vom animalisch brüllenden Audi Quattro S1 über den charaktervollen Opel Ascona 400, die exotischen „Safari“-Boliden bis hin zu Derivaten sozialistischer Automobil-Herrlichkeit namens Trabant und Wartburg, ja sogar einem knatternden Saab-Zweitakter, gab sich ein halbes Jahrhundert Rallye-Geschichte die Ehre.Das dreitägige Rallyefestival bot vor allem einen großartigen Querschnitt durch die vielfältige Rallye-Geschichte des Hauses Opel mit seinen vielen verschiedenen Fahrzeugen über Ascona 400, Manta B, Kadett GSI 16V oder C-Kadett GT/E. Röhrl selbst pilotierte seinen WM-Ascona zu Beginn der 1980er Jahre. Viele „Rallye-verrückte“ Teilnehmer, die ihre Opel-„Schätzchen“ in liebevoller Kleinarbeit quasi in der eigenen Garage aufgebaut und restauriert haben, taten es ihm gleich. Die Marke mit dem Blitz im Kühlergrill dominierte bei diesem „rollenden Museum“ der „Formel 1 des kleinen Mannes“ eindeutig.Nicht minder angetan vom Treiben an den Wertungsprüfungen und in der Vulkaneifel-Metropole gab sich auch Christian Geistdörfer. Der Mann, der elf Jahre lang Röhrls „Vorbeter“ an mehr als 300 Rallye-Tagen in aller Welt war, ist einer der Mitorganisatoren dieses unvergleichlichen Histo-Spektakels: „Der tolle Zuspruch von Fahrern und Fans ist für uns ein großer Ansporn weiter zu machen. Auch für 2013 wollen wir uns wieder etwas ganz besonderes einfallen lassen. Dabei wollen wir vor allem die Qualität weiter steigern“, sagte Geistdörfer. Möge man ihn beim Wort nehmen.

Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Oliver Kleinz

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