Miss Ellie und die „dicken Brummer“: Truck-GP ist Sport, Spektakel, Nfz-Messe

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Trucker-Romantik, Country-Feeling, harter Motorsport, knallharte Geschäfts-Interessen und ein riesiges Fenster der Nutzfahrzeug-Industrie vor einem Publikum, das zu Zehntausenden in die Eifel pilgert: Das ist der Truck-Grand-Prix des ADAC, in diesem Jahr zum 27. Mal auf dem Nürburgring ausgetragen und einfach nur „Trucker“ genannt. Nirgendwo sonst verschwinden die Grenzen zwischen sportlicher Herausforderung, Kommerz und Klamauk, Berufsethos und Lebensphilosophie so sehr wie bei diesem ultimativen Höhepunkt der rasenden, fliegenden und schaukelnden „Schlachtrösser“ mit bis zu 1200 PS.

Egal ob Volvo, Renault, Iveco, Scania, MAN oder wer auch immer aus der Brummi-Branche: Sie alle wissen, dass es kein besseres Pflaster, keine spektakulärere Bühne und keine geeignetere öffentliche Plattform für ihre Produkte gibt als dieses grandiose Schauspiel auf und neben der Rennstrecke. Brechend volle Fahrerlager, randvoll besetzte Tribünen und dazu Besucher, denen der Lkw nicht nur Mittel zum Geld verdienen und zum Lebensunterhalt, sondern auch Herzenssache ist. Demzufolge waren fast alle wichtigen Nutzfahrzeug-Hersteller am Wochenende rund um den oft als „schönste Rennstrecke der Welt“ apostrophierten Nürburgring anwesend.

Selten gab es in den 26 Jahren Truck-Geschichte ein volleres Fahrerlager und einen ausgebuchten Industriepark. Neben den führenden Nfz-Größen waren aber auch die Anhängerhersteller, Systemlieferanten, Reifenfirmen, Dienstleister und Unternehmen, die Teile und Zubehör rund ums Nutzfahrzeug anbieten, am „Ring“ vertreten. 180.000 fachkundige Besucher registrierte der ausrichtende ADAC Mittelrhein, die sich dieses logistische Meisterwerk aus Rennzirkus, Musikfestival und Industrieshow nicht entgehen ließen. Der Nutzfahrzeug-Industrie, so der Tenor von Veranstalter, Ausstellern und Besuchern während der drei „Brummi-Feiertage“ in der Eifel, gehe es „in Folge der allgemein besseren wirtschaftlichen Lage“ wieder besser. Dieser Status quo sollte demzufolge auch mit einer bunten Heerschau der „Schwerlast-Formel-1“ dokumentiert werden.

Nur etwas für die absoluten Experten war der reine sportliche Wettbewerb der riesigen Renntransporter. Die Protagonisten dieser „Exoten des Motorsports“, wie etwa der amtierende Europameister Jochen Hahn aus Altensteig, der Spanier Antonio Albacete, der Tscheche Adam Lacko, sein Landsmann David Vrsecka, der Russe Alexander Lvov oder der Schweizer Markus Bösiger, sind die absoluten Topstars in ihrer Branche und werden von ihren Fans genau so angehimmelt und vergöttert wie die Herren Vettel, Schumacher, Alonso und Co. in der Formel 1.

„Henne im Korb“ bei den harten Männern in den fliegenden Fahrerhäusern sind die beiden Rennladies Steffi Halm und Ellen Lohr. „Miss Ellie“ Lohr, die die Truck-Racing-EM auf dem achten Platz in der Gesamtwertung als beste Platzierung beendet hatte, fuhr auch schon in der Deutschen Rallyemeisterschaft unter KÜS-Farben und war als Instruktorin der Verkehrssicherheits-Aktion der KÜS tätig. Ellen Lohr startet zusammen mit ihrem Team Tankpool24 Racing im Mercedes-Benz Axor als Lokalmatadorin. Wenn sie ihren Fünf-Tonnen-Boliden mit rund 1100 PS in knapp sechs Sekunden bis zur abgeriegelten Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h beschleunigt, sind ihre Fans regelmäßig „aus dem Häuschen“.

14 Jahre ist es mittlerweile her, dass die vielseitige Motorsportlerin, die vor genau 25 Jahren als bisher einzige Frau einen DTM-Lauf gewinnen konnte, vor heimischem Publikum im Renntruck unterwegs war. „Wir sind das einzige Privatteam am Start. Neben den reinen Werksteams sind alle anderen Teams zumindest mit Werksmotoren ausgestattet. Die Stimmung rund um den Nürburgring ist einzigartig und mit kaum einer anderen Rennveranstaltung vergleichbar“, sagte sie www.kues.de.

Abgerundet wurde das vielfältige Wochenende mit zwei Rennen aus der „Liga der Traumsportwagen“, der ADAC GT Masters. Die jeweils einstündigen Pisten-Duelle auf der nach heftigen Unwettern unter Wasser stehenden Nürburgring-Strecke waren eine atemberaubende, aber auch faszinierende Ergänzung zu den Duellen der „Dickhäuter“, die den Truck-GP eigentlich ausmachen.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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