Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Auf unserer Webseite haben wir, genau so wie im regelmäßig erscheinenden KÜS-Magazin, schon wiederholt auf die Wechselwirkung zwischen Motorsport und Serien-Fabrikation der Auto-Industrie hingewiesen. In Reportagen verschiedener Autoren haben wir mit viel Hintergrund-Information dieses Thema immer wieder aufgegriffen. Zahlreiche technische Funktionen, die zunächst auf der abgesperrten Rundstrecke oder der Rallye-Wertungsprüfung zum Einsatz kamen, später verfeinert und ihre Massenproduktion kostengünstig dermaßen optimiert, dass sie reif für die Serie waren.

Etwas Ähnliches erlebten wir auch am vergangenen Wochenende beim wohl bedeutendsten Langstreckenrennen der Welt, den 24 Stunden von Le Mans. Mit dem Unterschied, dass das, was sich auf der Rennstrecke an der Sarthe abspielte, ein Quantensprung in der Geschichte des Motorports und der Entwicklung umweltfreundlicher Technologien war. Galt schon der erste Sieg eines Diesel-getriebenen Fahrzeugs 2006 als echte Sensation, so ist der Erfolg des Hybrid-Fahrzeugs Audi e-tron vom Sonntag als Sprung in eine neue historische Dimension zu werten. Nach diesem Wochenende steht fest: Der Motorsport ist endgültig im 21. Jahrhundert angekommen.

Für die meisten Teilnehmer geht es beim ältesten noch immer ausgetragenen Autorennen der Welt (Erstauflage 1923) um die ultimative Herausforderung von Mensch und Maschine. In den vergangenen Jahren geschah dies aber immer mehr im Sinne des Zeitgeistes, der da hieß: Natürliche Ressourcen schonen. Neue Technologien bis an die Grenze des Machbaren ausloten und in kaum für möglich gehaltene technische Grenzregionen stoßen.

Sowohl der triumphale Sieger Audi, wie auch der einzig verbliebene Konkurrent Toyota setzten erstmals Hybrid-Fahrzeuge bei dieser gnadenlosen Marathon-Belastung ein. Das Ergebnis der „24heures du Mans“, war nicht nur ein Sieg für Audi, oder ein höchst bemerkenswertes Ergebnis für Toyota. Es war der Nachweis, dass auch die Zweck-Ehe zwischen Verbrennungsmotor und Elektro-Antrieb in der Lage ist, den ultimativen Anspruch des einzigen Rennens zu erfüllen, das neben der Formel 1 globale Bedeutung hat: die Verbindung von maximaler Geschwindigkeit und größtmöglicher Konstanz. Die beiden Audi R18 mit dem Hybridantrieb „e-tron quattro“, bei denen die Vorderachse siebenmal pro Runde kurzfristig über die beim Bremsen gespeicherte Energie angetrieben wird, stehen an der Schwelle einer neuen Zeitrechnung: Le Mans 2012 war der ultimative Ritterschlag für die immer noch als sehr fragil geltende Technik.

Der deutsche Audi-Pilot André Lotterer, der den Schluss-Abschnitt am Sonntag im e-tron fahren durfte, hatte noch ein weiteres Lob und eine Auszeichnung für sein Fahrzeug parat, bei denen die Herren Formel-1-Fahrer passen müssen. „Ich finde, wir fahren die schönsten Rennautos, die es gibt. Wir haben ein Dach über dem Kopf. Und wir haben Lichter!“ So etwas hat nicht einmal ein Sebastian Vettel oder ein Michael Schumacher.

Ich wünsche Ihnen ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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