Mit dem „208 R2“ will Peugeot noch in diesem Jahr ein Auto, das ideal für Rallye-Einsteiger ist, auf den Markt bringen. Seinen ersten Einsatz wird der Bolide als Vorausfahrzeug bei der WM-Rallye Korsika am kommenden Wochenende haben. Erhältlich sein wird der „208 R2“ in einer Asphalt- und einer Schotterversion ab dem November dieses Jahres. Das neue Modell soll an die Erfolge der Vorgänger 205, 206 und 207 anknüpfen. Pilotiert wird das komplett neue Fahrzeug am Wochenende von Stéphane Sarrazin, der für Peugeot erfolgreich in der Langstrecken-Weltmeisterschaft und in Le Mans an den Start ging.
Die erste Motorsport-Version des Peugeot 208 soll auch einen Ausblick auf das nach dem FIA-R5-Reglement aufgebaute Rallye-Modell, das im Herbst präsentiert wird, geben. Peugeot wolle mit dem 208 „eine neue automobile Ikone kreieren“, sagte Peugeot-Direktor Laurent Blanchet bei der Vorstellung des Kompaktfahrzeugs. Der 208 R2 lässt sich dank der Verwendung vieler identischer Teile unkompliziert von einer Asphalt- in eine Schotterversion umbauen. Dem Reglement entsprechend verfügt der neue Rallye-Löwe über einen 1,6-Liter großen Saugmotor mit 185 PS. „Trotzdem haben wir den geringen Verbrauch und die geringe CO2-Emission, die das Serienaggregat auszeichnet, beibehalten können“, erklärt Projektleiter Yann Goraguer.
In den vergangenen Jahren hatte Peugeot im Motorsport vor allem als heftiger Audi-Kontrahent beim Langstrecken-Klassiker in Le Mans von sich reden gemacht. Doch lange vor dem Zeitalter der Diesel-getriebenen 908 Hdi FAP, die sich an der Sarthe mit den R 10 aus Ingolstadt duellierten und 2009 als Sieger die Ziellinie überquerten, war die Löwenmarke ein beständiger Faktor im globalen Motorsport. In den Jahren kurz nach der Jahrtausendwende waren die Franzosen eines der erfolgreichsten Teams in der Marken- und Fahrer-Weltmeisterschaft der Rallye-WM. Als der Rallyesport in Deutschland durch den an die Rallye Deutschland vergebenen WM-Status neue öffentliche Aufmerksamkeit erfuhr, trugen die Peugeot 206 WRC (World Rallye Car) auf den Wertungsprüfungen das Sieger-Gen in sich.
Im Mai 1999 ging Peugeot bei der Rallye Korsika mit dem 206 WRC in der „Königsklasse“ des Rallyesports erstmals an den Start. Hauptkonkurrenten waren damals die Werksteams von Subaru oder Mitsubishi, doch Peugeot sollte das dominierende Team der nächsten Jahre werden. Das war natürlich ein Verdienst des Techniker- und Serviceteams rund um den etwa 300 PS starken Peugeot 206 WRC, lag zum großen Teil jedoch auch an den Fahrkünsten des langen Finnen Marcus Grönholm und des Briten Richard Burns. Bereits 2000 sicherte sich Grönholm mit seinem Co Timo Rautiainen die Fahrer-Weltmeisterschaft. Der Titel in der Marken-WM ging ebenfalls an die französische Werksmannschaft.
Die beiden Fahrer-Weltmeisterschaften durch Grönholm in den Jahren 2000 und 2002 und die zahlreichen Erfolge des 206 WRC auf den weltweiten Wertungsprüfungen fielen in eine Zeit, als Hunderttausende den „Drift-Zirkus“ in drei oder vier Tagen an den WP’s feierten. Doch schon in den 80er Jahren hatte Peugeot im Rallyesport von sich reden gemacht. Der Finne Timo Salonen und sein Landsmann Juha Kankkunen sicherten sich 1985 und 1986 den WM-Titel in einem Peugeot 205 Turbo 16. Als „femme fatale“ war die Französin Michèle Mouton, die bisher als einzige Frau jemals einen Rallye-WM-Lauf gewinnen konnte, 1986 im Peugeot-Team eine großartige Marken-Botschafterin. Als internationale deutsche Rallyemeisterin im 205 T16 trug sich die mittlerweile 60-Jährige für immer in die Geschichtsbücher des Rallyesports ein.
Jetzt bereitet Peugeot den Boden für junge Einsteiger in den Rallyesport mit einem neuen Fahrzeug vor. Der Peugeot 208 R2 wird als Asphalt- oder Schottervariante ab November 2012 im Peugeot Sport Racing Shop erhältlich sein. Der Preis als Kit-Version beträgt 37.500 Euro (zzgl. MwSt.) inklusive eines kompletten Motors. Die komplett aufgebaute Version des neuen Rallye-Löwen kostet 57.500 Euro (zzgl. MwSt.).
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Peugeot