Test-Tour: Citroën C4 Aircross

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Die kurvenreichen Bergauf- und Bergab-Passagen des Bergischen Landes, östlich von Köln, gaben hinreichend Meldung darüber, ob die Fahrwerks- und Antriebsexperten bei Citroën für den C4 Aircross ihre Hausaufgaben gemacht haben. Bringen wir es auf den Punkt: Ja. Und zwar mit Souveränität im Großen und im Detail.

Unser Aircross wartete mit dem derzeit größten und stärksten Triebwerk in der Modellfamilie auf: dem 1,8 Liter Turbodiesel mit 150 PS und 300 Newtonmetern Drehmoment, der der Kooperation mit Mitsubishi (SUV-Modell ASX) entstammt. Angeflanscht ist das kurz und bündig zu schaltende 6-Gang-Getriebe, das mit einem relativ kurzen 1. Gang sogar Fahrten in etwas anspruchsvolleres Geläuf erlaubt. Die kurzen Karosserieüberhänge vorne und hinten sowie eine passable Bodenfreiheit machen sogar Grabendurchquerungen bis zu etwa 40 Zentimetern lichter Tiefe möglich, behutsam natürlich, wie es sich gehört. Aus Fahrersicht, leicht erhaben und thronig, geht das detaillierte Zirkeln in engen Kurven und beim Rangieren bestens vonstatten, was durch einen beachtlich knappen Wendekreis von nur 10,6 Metern unterstützt wird. Dämpfer- und Federnabstimmung finden einen feinen Kompromiss aus einer gewissen Direktheit, die nie Unklarheit darüber aufkommen lässt, wie es fahrbahnseitig ausschaut: die Rückmeldung von unten funktioniert tadellos, ohne durch Schläge oder Rumpeleinheiten zu nerven. Komfort nennt das der Hersteller und trifft damit den Nagel auf's Haupt. Da jederzeit ab etwa 2.000 Kurbelwellenrotationen genügend, darüber auch richtig reichlich, Dampf aus dem Kessel zur Verfügung steht, machen lange wie auch kurze Reisen relaxte Freude. So lässt sich bestätigen, dass das von Mitsubishi übernommene integrale Antriebssystem bei guten, also trockenen Haftwerten durchaus überzeugt: 98 % der Antriebskräfte fließen an die Vorderräder, im Regelfalle, erst bei abnehmenden Haftreibungswerten, beispielsweise Schnee, Nässe, Glatteis, Sand oder Schlamm, schiebt die Regelelektronik immer mehr Kraft an das hintere Räderpaar bis hin zu einem 50:50 Verhältnis. Für Fahrer und weitere Insassen ein Vorgang, der unspürbar vonstatten geht. Beim Übergang von trockenem, griffigem Waldboden auf nass-matschige Passagen war das der Fall. Wenn jemand nun von einem 100-Prozent-Ganzjahresfahrzeug spricht, behält er im Falle Aircross zu ebenso 100 % Recht. Die Hinterachse (also keine Einzelrad-Aufhängung), konzipiert als Mehrlenkerachse, verleiht dem Aircross insgesamt Stabilität in allen Lebenslagen, mindert Wankbewegungen der Karosserie, macht aber das Fahrwerk etwas steif um die Hüfte, so dass Achsverschränkungen, wie sie im Gelände erwünscht und bisweilen gefordert sind, nur rudimentär stattfinden. Aber: Der Aircross ist kein dezidierter Geländegänger, erstaunlich trotzdem, was er bei sicherer Beherrschung durch den Fahrer im Naturgelände alles packt.

Bilanz: Der C4 Aircross überzeugt durch innere Werte: Verarbeitung, Wertigkeit des Passagierraums, gute Bedienbarkeit und Übersicht nach allen Ecken.

Sein Äußeres ist geschickt formuliert: Eine im Prinzip unspektakulär gezeichnete Karosserieform, die eher einem Van ansteht, aber sinnvolle und zuverlässige Antriebstechnik in sich birgt. Kein Zutaten-Macho-Gehabe wie bei etlichen Mitbewerbern. Er ist quasi der Francois Hollande unter den vielen Sarkozys in der Szene. Die Preisliste beginnt bei 23.690,- Euro für den Zweirad angetriebenen Aircross (1,6-Liter Benziner) und erweitert sich bis zum Basispreis für den großen Diesel mit Allrad, der bei 31.790,- Euro startet. Keine Schnäppchenpreise, aber für das, was schon in der Basic-Version drin steckt, ein durch und durch seriöses und appetitliches Angebot.

Text und Bilder: Frank Nüssel/CineMot

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