Alfons Schuhbeck: Meine Reise in die Welt der Gewürze. Zabert Sandmann Verlag; 24,99 Euro.
Man muss sich bei ihm immer auf Ungewöhnliches gefasst machen: Wenn Alfons Schuhbeck vor die Kamera tritt, verkündet er beim Zubereiten schon mal die gesundheitsfördernde Wirkung der Tomate – nicht nur, weil Generationen von Müttern das auch so sahen, sondern weil er die Wirkung von deren roten Farbstoffen präzise kennt. Und wenn er erzählt, was gehärtete Fette in den Blutgefäßen anrichten, kommt man sich schon mal vor wie in einem Thriller. Der Bayer mit dem unverkennbaren Zungenschlag verfügt über wertvolles Hintergrundwissen darüber, was unser täglich Brot und seine Beilagen nicht nur schmackhaft, sondern auch gesund sein lässt – oder was wir damit falsch machen können.
Das gilt umso mehr für die Würz-Zutaten, welche die meisten guten Dinge der täglichen Mahlzeiten erst zum wahren Gaumenkitzel machen. Und wer sich beim Kochen auf Salz aus dem Streuer, fertig gemahlenen Pfeffer aus dem Billigregal beschränkt, wird sich für diese kulinarische Reise kaum begeistern können. Wer aber schon mal Stunden in einer Markthalle verbringt und sich gerne durch verschiedene Kräuter und entsprechende Mischungen schnuppert oder probiert, legt die knapp 25 Euro für dieses Buch gerne an.
Man erfährt zum Beispiel, dass Paprika zwar ein geschätzter Kulturbotschafter Ungarns geworden ist, seine Ursprünge aber keineswegs dort hat, und dass die Kapuzinerkresse – ihrem Naturell gemäß – nicht zwingend aus Klostergärten kommt. Und dass im früheren China der nicht-würzende Esser als Kulturbanause galt, entsprechende Zutaten also ein Statussymbol von hoher Bedeutung waren.
Im praktischen Sinne interessanter ist freilich die Heilwirkung dessen, was wir in flüssiger oder Pulverform auf das tun können, was wir zu uns nehmen. Dass Gewürze zum Beispiel wärmen oder abkühlen können, erfährt jeder, der sich einmal nach der Traditionellen Chinesischen Medizin hat behandeln lassen – das richtet sich übrigens nach dem Menschentyp, nicht nur nach der kalten oder warmen Jahreszeit. Natürlichen Antibiotika wie dem Knoblauch schrieb man geradezu lebensrettende Wirkungen zu, als Epidemien fast an der Tagesordnung und synthetische Medikamente noch nicht erfunden waren. Und es ist schon typisch Schuhbeck, dass er auf entsprechende Mischungen nicht nur hinweist, sondern sie auch als Geschmackserlebnis entdeckt. Da wird aus einer Mixtur gegen Husten und Atemnot eine probate Ergänzung zu Grillfleisch.
Ach so, ja: Neue Rezepte vom Meister gibt's natürlich auch. Und Traditionelles im neuen Gewand. Wie wär's zum Beispiel mit Fleischpflanzerln (andernorts u.a. als Frikadellen oder Buletten bekannt), orientalisch gewürzt und mit einer Sauce aus knackigen Kirschen serviert?