Abu Dhabi: Hitze, Schweiß, Defekte und Unfälle.

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2
Foto 3
Foto 4

Das Teilnehmerfeld dezimierte sich weiter. Nahe am Schnittpunkt des 25. Grades nördlicher Breite und des 55. Grades östlicher Länge quälte vor allem die unerwartete unsägliche Hitze Menschen und Motoren. So kommen nur die hitzebeständigsten unter den Teilnehmern noch weiter und jene Triebwerke, die mit Vernunft konstruiert, also thermisch gesund sind. Jean-Louis Schlesser, wohl der versierteste unter den Teilnehmern, treibt seinen Chevy-V8-Buggy mit Herz und Hirn durch die Dünen, geht keine unnötigen Risiken ein und liegt ganz einfach vorne. Seinen herausgefahrenen Vorsprung verwaltet er mit schon mathematischer Präzision, lässt sogar seinen Hauptkonkurrenten Al Mutaiwei auf dem X-Raid-Mini All4 Racing eine Tagesetappe gewinnen… und bleibt trotzdem ganz oben. Auch Andrea Mayer, die Lebensgefährtin von Stéphane Peterhansel, ist dabei: sie feiert ihr Debüt als Quad- Fahrerin auf einem Yamaha-Gerät und belegte schon beim Prolog sensationell einen 3. Rang. Die versierte Amazone, die bei diversen Dakareinsätzen auf Motorrad und Pajero immer ganz vorne mit dabei war, wurde quasi rückfällig und tobt nun wieder durch den heißen Sand der Vereinigten Arabischen Emirate.

Das russische BMW-X3CC-Team von Sven Quandt, Kusnetsov/Elagin hat sich inzwischen auf Rang 5 vorgekämpft. Eine Marathonleistung besonders anstrengender Art vollbrachte das deutsche Privatier-Team Stephan Schott /Holm Schmidt, das seinen nach 40 Kilometer des vorletzten Tages stehen gebliebenen KS-Tools-BMW nach 3 Stunden ohne Fremdhilfe wieder in Gang setzen konnte und nach bereits geschlossenen Kontrollpunkten kurz vor dem Ziel wieder in die Wertung einfuhr. So fingen sie sich zwar gute 11 Stunden Strafzeit ein, vermieden aber die Höchststrafe von 100 (!) Strafstunden. Für diese technische und taktische Meisterleistung durften sie sich auf derzeit Rang 10 einreihen. Stephan Schott: Wir haben hier um die 70 Grad Hitze im Cockpit, die Konzentration geht dir flöten und du kannst nichts dagegen machen. So nahmen wir uns zweimal eine kurze Auszeit im Schatten des Fahrzeugs, erholten uns soweit, dass wir mit klaren Sinnen weiter machen konnten. Außerdem muss ich meinem Co Holm Schmidt ein ganz großes Lob sagen, da er nach 3 Stunden den Drahtwurm in der Elektronik gefunden und ausgemerzt hat. Da es der Konkurrenz im Prinzip auch nicht besser geht, war der Zeitverlust nur marginal.Das Finale am Freitag, dem 06.04. 2012: Schlesser bringt seinen V8- Buggy mit kommodem Vorsprung vor dem X-Raid-Mini-Team Al Mutaiwei/Andy Schulz ins Ziel. Kusnetzow fährt in seinem Wüsten-Debüt im BMW X3 CC noch auf den 5. Gesamtrang und belegt in seiner Klasse den 3. Platz. Ihre Markenkollegen Schott/Schmidt kugeln sich einmal und brauchen etwas Hilfe, um wieder auf alle Viere zu kommen, schaffen noch einen 9. Tagesrang und verteidigen ihren 10. Platz im Gesamtklassement. Damit hat das deutsche X- Raid- Team alle 3 Fahrzeuge in Wertung unter die Top-Ten gebracht, was Teamchef Sven Quandt zufrieden sein lässt: Wenn ein Fahrer wie Al Mutaiwei sich 8 Jahre total aus dem Renngeschehen zurück gezogen hat und dann für uns wieder startet, dabei den 2., Platz belegt, ist das hoch anzuerkennen. Auch Kusnetsov hat seine Hausaufgaben prima gemacht. Und wenn ich bedenke, welche diversen Malheurs Schott/Schmidt hatten und überstanden, ist auch dieser 10 Platz aller Ehren wert. Das heiße Szenario in Abu Dhabi ist überstanden, viele Favoriten sind früh gescheitert, teils technisch bedingt, teils konditionell. Und doch freuen sich die meisten schon jetzt auf den 3. Lauf des FIA Cross Country- Worldcups: die Sealine Cross Country Rallye in Qatar ab dem 15. April. Wesentlich kühler wird es auch dort kaum sein.

Text: Frank Nüssel /CineMotBilder: Teams

Scroll to Top