Test-Tour: Subaru XV

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Ein echter Kerl mit sportlich-modischen Gesichtszügen steht da vor uns. Und, wenn man nicht schon vorher wüsste, dass es sich um einen echten Allradler handelt, würde man ihn als etwas hochbeinige, viertürige C-Segment-Kompakt-Limousine beschreiben. In der Tat fehlt dem brandneuen XV jenes Pseudomacho-Gehabe, das seine zahlreichen Marktpartner (neueste verbale Marketing-Kreation für Konkurrent) umgibt. Worin besteht nun der ganz besondere Reiz, ja, der Charme, dieser Subaru-Neugeburt? Nein, so ganz faltenfrei präsentiert er sich auch wieder nicht, aber beim XV haben die Falten und spärlichen Designelemente stets auch mit der Funktion zu tun. Es sind Charakter-Linien, die auf das hinzuweisen scheinen, was er wirklich kann. Das macht ihn gleich mal seriös. Das etwas Hochbeinige ist nichts anderes als die beachtliche Bodenfreiheit von 22 Zentimetern. Die sagt schon mal etwas darüber aus, wo man den XV hinfahren und einsetzen kann, ein Wert, den etliche Geländewagen kaum erreichen. Trotzdem wird deutlich, dass Subaru sich vom Jäger- und Förster-Image abwenden möchte (aber dennoch mit den anderen Produkten noch genügend heiße Eisen für diese Klientel im Feuer hat!). Der XV ist von Geburt an nicht als Offroader gedacht, gleichwohl als solcher konzipiert. Was heißt: Geländeausflüge durchaus inklusive, aber auch der Alltag in Stadt und Land wird bestens bewältigt.

Wir fuhren alle drei Motorenvarianten und stellten fest: der kleine (Einstiegs-) Benziner mit 1,6 Litern Hubraum, 114 PS und einem Drehmoment von bescheidenen 150 Newtonmetern muss, das ist eben system-immanent, gedreht werden, um die Fuhre praxisgerecht anzuschieben. Das kostet mehr Sprit, bringt aber deshalb kein Mehr an Vergnügen. Der Kampfpreis von 21.600.- Euro ist bewusst so kalkuliert, um neue Käufer anzulocken, ob der Preis kostendeckend oder gar gewinnträchtig ist, bleibt dahingestellt. Der 2-Liter-Benziner leistet 150 PS bei 196 Nm, verfügt über ein manuelles 6-Ganggetriebe sowie alternativ über eine angenehm arbeitende CVT-Automatik. Schub und Elastizität werden vom Boxer-Triebwerk in erwarteter Weise ordentlich zur Verfügung gestellt: ruhig, schwingungs- und schüttelfrei, was den Subaru-Boxern aus Tradition zu eigen ist. Als regelrechten Kracher empfanden wir den 2 Liter Diesel-Boxer, eine von den Japanern ausgeklügelte, bislang einmalige Kombinations-Lösung. Da herrscht ab 1.800 Umdrehungen der Kurbelwelle (UpM) allzeit mächtig Dampf im Kessel. So überzeugend, dass sich der Diesel (manuelles 6-Gang-Getriebe) noch sportlicher bewegen lässt als der Benziner mit gleichem Hubraum. Und ruhig läuft er! Die Abrollgeräusche der (Winter-) Reifen waren vernehmbarer als der gesamte Geräuschpegel aus Motor, Antriebsstrang und Fahrtwind. Leider gibt es derzeit diesen trefflichen Diesel noch nicht mit Automatik, die aber spätestens Anfang 2013 zur Verfügung steht und nicht nur angedacht, sondern im Lastenheft eingebettet ist, so Geschäftsführer Dannath auf Anfragen.

Das Subaru-Allrad-System beim XV ist an Funktionsfähigkeit kaum zu toppen: permanenter Antrieb auf alle Viere mit einem Zentral-Differenzial und selbständig (d. h. lastabhängiger) eingreifender Visko-Sperre, die im Falle der Fälle Vorder- und Hinterachse mechanisch zu macht und für uneingeschränkten Vortrieb sorgt. Superbe Electronic fehlt ebenso wie High-Tech-Gimmicks, damit auch entsprechende störanfällige Quellen. Das liest sich gut und macht sich gut, schließlich stellt Subaru seit Jahrzehnten ausschließlich Allradfahrzeuge her.

Das Fahrwerk ist so neutral ausgelegt, dass Feder- und Dämpferkennungen sehr gut harmonieren und die gebotenen Motorleistungen allzeit fest im Griff haben, was auch für die wirksamen und standfesten Scheibenbremsen gilt, die auch bei provozierten langen Gewalt- und Dauerbremsungen in den Hochsauerland- Bergen weder zum Fading neigten noch andere Unsitten zutage treten ließen. Die Lenkung ist fein direkt und das runde Steuerorgan liegt schön griffig bestens zur Hand. Der permanente Allradantrieb zeigte sich auch im Spurverhalten auf glatten und matschigen Fahrbahnen als richtungsweisend. Zudem erzeugt der XV bei Gas- und Lastwechseln keine störenden Nickbewegungen. Die Hinterbänkler wussten gerade diesen Vorzug sehr zu schätzen.

Drei Ausstattungs-Grundlinien bietet Subaru beim XV an, die ihrerseits noch durch eine moderate Zubehörliste individuell aufgewertet werden können. Die Preisspanne liegt zwischen 21.600.- und 33.090.- Euro. Mit dem XV wird sich bei Subaru garantiert ein Zulassungs-Quoten-Sprung einstellen. Da stimmen einfach Preis, Leistung, Verarbeitungsqualität und optischer Eindruck.

Test, Text und Bilder
Frank Nüssel/CineMot

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