Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Sind Sie auch eine/einer von den Zig-Millionen deutschen Internet-Usern, die in einem der sozialen Netzwerke verbunden und verbandelt sind? Manchmal, so glaube ich, sind wir alle doch ohne möglichst häufig besuchten und gut frequentierten Account bei Facebook, twitter, Xing oder Ping oder Peng oder wie diese elektronischen Kontaktbörsen alle heißen, fast schon ein minder schwerer Sozialfall. Allein gelassen und hoffnungslos vereinsamt in der Erdball-Umfassenden Welt des world wide web. Dass Sie und ich, die wir alle am (täglichen) Straßenverkehr teilnehmen, dort unseren persönlichen Fußabdruck hinterlassen, je öfter wir dort (gewollt oder ungewollt) Daten, Vorlieben, oder Kaufverhalten hinterlegen, gehört wohl zur unvermeidlichen Natur der social networks.

Doch damit offensichtlich nicht genug, denn seit Ende des vergangenen Jahres gibt es nun auch ein „Kontaktnetz“ für Fahrzeuge. Nein, wir haben den 11. Februar heute und nicht den 1. April. Im Verlauf der Woche wurde ich durch eine Geschäftsmail auf Flincar.de aufmerksam. Flincar? Nie gehört vorher. Also, Flincar funktioniert so: Wer bisher mit einem hübschen Mädel im Auto an der Ampel gegenüber mal kurz flirten wollte, oder mit dem Besitzer des getunten GTI aus der Nachbarstadt Kontakt aufnehmen wollte, konnte dies nur, wenn er ihn/sie persönlich kannte. Dieser „Missstand“ ist nun behoben. Flincar sei Dank. Denn unter www.flincar.de können Sie nun das Kennzeichen ihres Fahrzeugs hinterlegen. Unter dieser URL können Sie sich mit Ihrem Nummernschild anmelden und gleich alle möglichen Botschaften, die Ihnen wichtig erscheinen, hinterlegen.

Dergestalt vernetzt können Sie Botschaften über Ihr Nummernschild weitergeben und gleichzeitig auch wichtige (oder höchst überflüssige) News von anderen Nummernschildern (bzw. deren Besitzern) erfahren. Meinungs- und Meldungsaustausch via Kfz-Kennzeichen. So wie im richtigen Facebook-Leben eben.

Einer der Erfinder von Flincar ist Constantin Essmeyer, ein Wirtschaftsstudent aus Wilhelmshaven. Gemeinsam mit dem Mediengestalter Michael Lauer aus Magdeburg hat er diese Internet-Plattform eingerichtet und verspricht: „Man wird den Verkehr in Zukunft ganz anders wahrnehmen.“ Etliche Leute, so sei ihm beim Studium seiner Lokalzeitung aufgefallen, hätten Anzeigen anhand des Kfz-Kennzeichens geschaltet. Etwa: „Hallo, du kleine blonde Schönheit in dem grünen Fiesta mit dem Kennzeichen „XYZ / 123“, ich würde Dich gerne kennenlernen. Schreib mir doch mal unter Chiffre Sowieso“ oder so ähnlich halt.

Flincar ist seit November 2011 online. Der Dienst ist kostenlos. Man legt ein Profil an und kann dann an jedes beliebige Nummernschild in Deutschland eine Nachricht schreiben. Oder auch eine Mitteilung erhalten. „Ob das eine gute Idee war, müssen wir noch abwarten“, sagen die beiden Gründer. Klar, irgendwann soll diese Idee auch Profit abwerfen. Dafür aber braucht es noch bedeutend mehr als zurzeit. Denn zum Stau auf www.flincar.de reicht es angesichts des noch recht überschaubaren Betriebs noch nicht. Und vielleicht wird ja aus jedem der beiden Jungs doch mal so ein kleiner Marc Zuckerberg auf vier Rädern. Zu wünschen wäre es Ihnen.

Und ich persönlich hoffe, dass ich jetzt keine unlautere Schleichwerbung hier für die beiden Seitengründer gemacht habe, falls sich deren Engagement mal rentieren sollte. Jedenfalls wurde ich bisher von keinem der Beiden weder für ein verlängertes Wochenende in ein Luxushotel noch zu einem Kurzurlaub mit Privatjet auf eine Kanareninsel eingeladen …

Ich wünsche Ihnen – gleich ob vernetzt oder vereinsamt – ein angenehmes Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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