Dakar, Etappen 8 und 9: Im ICE nach Antofagasta und Iquique

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Nach dem Ruhetag in Copiapó werden die verbliebenen Teilnehmer im ICE-Tempo dem Ziel der 8. Etappe zustreben: Mit 477 Kilometern eine der längsten Tagesprüfungen, vor allem Schotter, lange Geraden und schnelle, lange Kurven bestimmen den Rhythmus. Nur wer hier stundenlang hohes Tempo gehen kann und von Reifenschäden halbwegs verschont bleibt, hat heute Chancen. Und: Wer viel Leistung und ein etwas softiger abgestimmtes Fahrwerk mitbringt. Eigentlich ein Terrain für die tierisch auftretenden Hummer von Gordon und Al-Attiyah, kabelte mir Emporio Mendoza, mein Kollege, letzte Nacht noch. Dennoch: Gerade der Qatari hatte sich über die Schnelligkeit der Dieselminis von X-Raid sehr erstaunt gezeigt. Das Ergebnis: Nani Roma war es nach der Hälfte der Marathonstrecke gelungen, Robby Gordon zu überholen und einen Vorsprung heraus zu fahren. Was sich später als überaus wertvoll erwies, als die Highway- Streckenteile kamen: 30 Kilometer bolzengerade, dann eine Kurve. Wieder 20 Kilometer schnurgerade, wieder eine Kurve … und so weiter, meinte Roma und verwies auf die unglaubliche Schnelligkeit der beiden Hummer-Buggies, die ja nach dem US-amerikanischen Open Class- Reglement gebaut sind, das viele technische Goodies erlaubt, unter anderem enorm lange Federwege und viel, viel Leistung. Dagegen sind die Minis von X-raid nach dem strengen FIA-T1-Reglement gebaut, was a priori zu etlichen Nachteilen führt. Nani Roma überfuhr die Ziellinie mit hauchdünnem Vorsprung auf Gordon als Erster, Al Attiyah plagte sich wieder mit technischen Gremlins an seinem Hummer herum, konnte nur mit Mühe den 5. Gesamtrang halten.

Die 9. Prüfung von Antofagasta nach Iquique wurde erneut zu einem offenen Schlagabtausch zweier Technik-Konzepte: die kleinen Allrad-Minis gegen die Leistungssaurier von Hummer. Für die X-Raid-Truppe geht es um den Gesamtsieg, den Stéphane Peterhansel anpeilt und nun nach seinem 2. Tagesrang hinter Gordon mehr als nur verwalten muss. Gordon spielte alle technischen und fahrerischen Trümpfe aus, aber der 9-fache Dakar-Sieger aus Frankreich konnte recht gut gegenhalten. Dennoch: Sein Vorsprung ist auf knapp 6 Minuten eingedampft und noch stehen 4 schwere Tagesetappen auf dem Plan. Ob Al Attiyahs Technik-Probleme (eventueller kapitaler Motorschaden?) auch zum Ausscheiden geführt haben oder ob er sich noch am Seil ins Camp retten konnte, war im Augenblick noch nicht klar. Krysztof Holowczyc (All4-Mini) brachte das Kunststück fertig, sich trotz eines Überschlags, der nur einen Seitenspiegel und die Frontscheibe kostete, auf dem 4. Tagesrang einzulaufen und somit seinen 3. Platz im Gesamtklassement zu verteidigen. Ein gewisses Bangen steht auch X-Raid Teamchef Sven Quandt in den Gesichtszügen. Er verlässt sich auf seine Speerspitze auf den Gesamtsieg: Peterhansel. Die Konkurrenz wird vom Quartett Infernale klar distanziert und selbst Novitszkiy/Schulz haben in ihrem Mini kaum noch eine Chance, auf's Treppchen zu fahren.

Text: Frank Nüssel/CineMot
Bilder: Teams

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