Der Zweikampf ist zu Ende, es lebe das Dreier-Duell: Mit dem Sieg des Briten Jamie Green im Mercedes vor dem neuen DTM-Champion Martin Tomczyk (Rosenheim) und dessen Audi-Kollegen Miguel Molina (Spanien) endete am vorletzten Oktober-Sonntag dieses Jahres auf dem Hockenheim-Ring bei zwar eiskalten Temperaturen, aber prächtigem Sonnenschein, eine sechs Jahre währende Dauerfehde zwischen den Fahrzeugen von Audi und Mercedes-Benz. Nach dem Rückzug von Opel aus der DTM im Jahr 2005 waren diese beiden Hersteller alleine noch übrig geblieben.
Im nächsten Jahr feiert BMW nach dem Rückzug aus der Formel 1 vor zwei Jahren endlich sein Comeback in der weltweit bedeutendsten Tourenwagenserie. Der neue BMW M3 DTM wird sich im kommenden Jahr mit den beiden ebenfalls völlig neu entwickelten Audi A5 DTM und dem DTM AMG Mercedes C-Coupé messen. Die Teammeisterschaft ging im letzten Rennen an Abt-Audi, den Titel des Vizemeisters sicherte sich ebenfalls im finalen Lauf der schwedische Audi-Pilot Mathias Ekström vor dem Kanadier Bruno Spengler (Mercedes).
Eingedenk dessen vereinigten sich im goldenen Glanz der strahlenden badischen Herbstsonne Vergangenheit und Zukunft der weltweit bedeutendsten Tourenwagenserie beim Ende einer Ära. Der zum Schluss eher zermürbende als inspirierende Dauer-Zweikampf Audi gegen Mercedes nach dem DTM-Rücktritt von Opel in der Saison 2005 hat seit dem 23. Oktober 2011 unwiderruflich ein Ende. Die Saison 2012 wird die „Rückkehr der Dreifaltigkeit“ mit einer völlig neuen Ausgangsposition für Fans, Fahrer und Teams erleben und der Serie mehr Wettbewerb und damit neue Spannung einhauchen.
Für die Bayern war das DTM-Finale der geeignete Ort und Zeitpunkt, den Fans zu präsentieren, wie weit sie in ihren Bemühungen, ein wettbewerbsfähiges Auto auf die Räder zu stellen, bereits voran gekommen sind. „Auch wenn wir aktuell sehr beschäftigt sind mit dem laufenden Testbetrieb, so wollten wir es uns keinesfalls nehmen lassen, den DTM-Fans schon jetzt einen Vorgeschmack auf die neue Saison zu bieten“, sagte der neue BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt. Werkspilot Dirk Werner führte den BMW M3 DTM am Sonntag unter dem Jubel der Besucher zum ersten Mal „artgerecht“ aus.
Als Fahrer bestätigt sind bei den Bayern für die DTM-Saison 2012 bis jetzt lediglich Andy Priaulx und Augusto Farfus. Als sicher gilt ebenfalls der Wechsel des Kanadiers Bruno Spengler von Mercedes zu BMW, wird aber offiziell noch nicht bestätigt. Konkurrent Audi hält sich dagegen mit der Bekanntgabe von Personalien noch zurück. Fest stehen dürfte indes, dass der aktuelle Champion Martin Tomczyk, der seinen Triumph bereits vor drei Wochen beim vorletzten Rennen in Valencia perfekt gemacht hatte, den A5 DTM in der Saison 2012 mit der Nr. 1 auf die Piste führen wird.
Bei Mercedes darf sich Gary Paffett ebenso über eine Vertragsverlängerung freuen wie Ralf Schumacher. Der ehemalige Formel-1-Pilot wird im nächsten Jahr in seine fünfte DTM-Saison mit den Schwaben gehen und dabei auch in die Entwicklung und das Testprogramm des neuen Coupé eingebunden werden. Paffett wird im kommenden Jahr als einer der Dienstältesten Piloten bereits in sein neuntes Jahr bei Mercedes gehen. Der 30jährige gibt sich indes auch nach dieser langen Zeit nach wie vor angriffslustig. „Ich war bereits dreimal Vizemeister. Von daher habe ich mit der DTM noch eine Rechnung offen. Der Titel ist nach wie vor mein großes Ziel.“
BMW hat bereits gesagt, dass man für das erste DTM-Jahr mit sechs Autos antreten wird. Die Repräsentanten von Audi und Mercedes, Dr. Wolfgang Ullrich und Norbert Haug, stellten gestern in Aussicht, 2012 mit jeweils acht neuen Fahrzeugen antreten zu wollen. Im kommenden Jahr aber wird es nicht nur neue Fahrzeuge, sondern auch ein neues Reglement geben. Die neu entwickelten Tourenwagen-Boliden werden neben der Rückkehr des Münchener Premium-Herstellers in die DTM einer der Höhepunkte der nächsten Saison sein. Drei Vorgaben waren Ausschlag gebend für die Entwicklung der DTM-Autos 2012. Zum einen eine Weiterentwicklung der Fahrzeugsicherheit, dann eine weitere Reduktion der Kosten um bis zu 40 Prozent sowie die Garantie eines möglichst spektakulären Auftritts. Geht man nach den Eindrücken vom Wochenende in Hockenheim ist zumindest das Letztere schon einmal gewährleistet.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Bernhard Schoke