Frankfurter Buchmesse 2011: Eine Nach-Lese (2)

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Er gehört zu den berühmtesten Figuren der Showbranche in Deutschland, gilt vor allem als DER Mann hinter der legendären ZDF-Hitparade und blickt auf 50 Jahre Erfahrung in dem Metier zurück. Grund genug für Dieter Thomas Heck, seine Autobiographie zu veröffentlichen. Und wer eine Aneinanderreihung von Huldigungen oder Eigenlob vermutet, liegt falsch. Seiner Devise, Überzeugungen treu zu bleiben (Heck bekannte sich zum deutschen Schlager konsequent, als der zeitweilig verpönt war), folgt er auch in der Verschriftung seiner Erinnerungen. Was Selbstkritik ausdrücklich einschließt.

Wer lieber Folk-Rock mag, wird an Paul Simon kaum vorbeikommen, dessen Biographie nun ebenfalls auf Deutsch vorliegt. Und schon die Beschreibung des legendären Concert In Central Park vom 19. September 1981 ist die Anschaffung des Buches wert. Allein der unverstellt-klare Blick hinter die Kulissen des Mega-Ereignisses zeigt, warum Paul Simon und Art Garfunkel – jeder für sich – schon Rock-Geschichte geschrieben haben, gemeinsam aber die jeweiligen Soloprojekte noch um ein Vielfaches toppen können.

Und während eine Buchmesse immer mehr auch Tonträger und sogenannte non books präsentiert, im Rahmenprogramm die Vielzahl der Lesungen für Besucherinnen und Besucher alle miteinander gar nicht zu bewältigen sind, fallen immer wieder Bücher auf, die ganz unspektakulär die klassische Literatur präsentieren – also das, was im Eventcharakter der Präsentationen unterzugehen droht. Auf besondere Weise tut dies der Aufbau Verlag mit einer Neuausgabe der Erzählungen Heinrich von Kleists. Dessen Meisterwerke um menschliche Unzulänglichkeiten (Die Marquise von O) in einzigartiger Sprache sind bis heute aktuell, erfordern aber Zeit und Muße, sich darauf einzulassen – um einen Modebegriff aus der Psychologie einmal bewusst zu verwenden. Gleiches gilt für Die Herrlichkeit des Lebens. In diesem Roman zeichnet Michael Kumpfmüller die letzte Lebenszeit Franz Kafkas nach – und zeigt den Autor, dessen Werke vielfach als Beispiel für die Absurdität des Lebens und die Unbegreiflichkeit des Alltags gedeutet werden, von einer ebenso heiteren wie sanften Seite, besonders ungewöhnlich vor dem Hintergrund einer schweren Erkrankung, die der erst 41-jährig verstorbenene Jurist Kafka nicht zu besiegen vermochte.

Bibliographische Angaben:

Heinrich von Kleist: Alle Erzählungen. Aufbau Verlag; 14,99 Euro.
Peter Lanz: Dieter Thomas Heck. Die Biographie. Edel Books; 19,95 Euro.
Marc Eliot: Paul Simon. Die Biographie. Edel Books; 19,95 Euro.
Michael Kumpfmüller: Die Herrlichkeit des Lebens. Kiepenheuer & Witsch; 19,95 Euro.

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