Thomas Wieczorek: Die rebellische Republik. Knaur Taschenbuch Verlag; 8,99 Euro.
Man stelle sich nur einmal vor, ein offenkundig hoffnungslos überforderter Chirurg würde den Patienten anfahren: 'Dann operieren Sie doch selbst.'
So sieht Thomas Wieczorek die deutschen Politiker. Der Parteienforscher und Buchautor kommt zu einem ernüchternden Fazit: Regiert wird von Wahl zu Wahl, nicht etwa mit der Idee von Konzepten, die über Jahre oder gar Generationen tragen sollten. Nun ist derart formulierte Politikverdrossenheit nicht neu.
Neu ist aber Thomas Wieczoreks Beobachtung, dass die Bevölkerung das womöglich nicht mehr lange mitmacht. So trägt er alle Konflikte sorgsam zusammen, die als Einzelthemen die Schlagzeilen beherrschen: Das ist nicht nur das konträr diskutierte Projekt Stuttgart 21, dazu gehören die Globalisierungskritiker von Attac ebenso wie eine Bildungsfront, die Wieczorek ausmacht. Auch den Senioren schreibt er rebellisches Potential zu – und bekommt darin Rückendeckung von der modernen Medizin.
Pointiert, oftmals sogar sehr zugespitzt zeigt Thomas Wieczorek auf, wie arg bisweilen Volkeswille und Regierungswille auseinanderliegen – und dass der Volkeswille dabei voll und ganz durch das Grundgesetz gedeckt würde! Eine spannende Analyse, der zudem ein Rückblick auf bisherige (rebellische) Volksbewegungen in der deutschen Geschichte nicht fehlt.