Elmar Kraushaar: Freddy Quinn. Ein unwahrscheinliches Leben. Atrium Verlag; 19,90 Euro.
Am 27. September 2011 wird der ewige Seemann 80 Jahre alt. Ob Freddy Quinn sich über diese Biographie freuen wird, darf bezweifelt werden. Was nicht an der Qualität des Buches liegt! Elmar Kraushaar, der deutschen Unterhaltungsmusik seit Jahrzehnten in kritischer Sympathie zugetan, hat gründlich recherchiert und formuliert behutsam, ohne dass ihm der Text langweilig gerät. Vielmehr ist es Freddy Quinn, immerhin einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Unterhaltungskünstler, über Jahrzehnte darum gegangen, sein Privatleben aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. So konsequent, dass sein Umgang mit Journalisten schon mal als überaus rüde bezeichnet werden darf.
Dabei geht es dem Journalisten Kraushaar überhaupt nicht darum, irgendwelche privaten Sensationen breitzutreten. Stattdessen erfährt man viel über die Bedeutung eines solchen Stars für ein breites Publikum – und warum es gerade im Nachkrieg so wichtig war, einen Mann wie Freddy zu etablieren – einen Gegenentwurf zu den Troubadouren jener Zeit, die von den Capri Fischern sangen oder davon, mit der Herzallerliebsten in den Morgen zu tanzen … das alles wirkte perfekt, seriös, aber eben auch glatt und distanziert. Die Nähe zum Publikum war da nicht erwünscht. Ganz anders bei Freddy, der zum Beispiel bei Konzerten grundsätzlich nicht von der Seite auf die Bühne trat, sondern sich den Weg durchs Publikum bahnte (das wiederum seinen Helden im wahren Wortsinne anfassen wollte und es auch tat).
Elmar Kraushaar zeichnet das spannende Bild eines Künstlers, eines Medienprofis – und sicher auch das eines schwierigen Menschen. Manches, was da durchkommt, mag beim Lesen Kopfschütteln erzeugen. Und doch: Die ganz große Anerkennung scheint Freddy Quinn nie bekommen zu haben, zu sehr mag das Image des von Heimweh singenden Seemanns in der Öffentlichkeit verankert gewesen sein. Denn gerade als Country-Sänger fand er in den USA sein Publikum und lobende Worte von einem, der mit Künstlern nie zimperlich umging: Ausgerechnet Barry Graves, der schon mal Reinhard Mey einen nichtssagenden Schnurrenerzähler nannte, bescheinigte dem Hamburger hinsichtlich seiner Country-Auftritte und -Aufnahmen das Niveau eines US-Künstlers. Das wollte was heißen.