Sechs deutsche Piloten werden am Sonntag den „Großen Preis von Deutschland“ auf dem Nürburgring bestreiten. Im Fokus jedoch stehen in erster Linie nur drei von ihnen: Weltmeister Sebastian Vettel und die beiden Mercedes-GP-Fahrer Michael Schumacher und Nico Rosberg. Ihre ganz speziellen persönlichen Ziele indes verfolgen alle sechs.
Schon die Sitzverteilung bei der offiziellen FIA-Pressekonferenz am Donnerstag, mit der jedes Formel-1-Wochenende eingeläutet wird, verdeutlichte die derzeitige Rangordnung in der Formel 1: Weltmeister Sebastian Vettel vorn in der Mitte, flankiert von Michael Schumacher und dessen Teamkollegen Nico Rosberg. Dahinter auf der kleinen Tribüne im Interviewraum des Nürburgrings – wie im „richtigen Leben“ auf der Rennstrecke – Adrian Sutil (Force India), Nick Heidfeld (Lotus Renault) und Timo Glock (Virgin Racing).Doch während auf Vettel und die „Mercedes-Fraktion“ die Fragen nur so hernieder prasselten, übte sich das Trio auf der Hinterbank größtenteils in diszipliniertem Schweigen. Obwohl – wer weiß es noch? – Nick Heidfeld an gleicher Stelle schon einmal die Pole-Position inne hatte.Das Heimrennen, darin waren sich Sutil, Glock und Heidfeld einig, aber ist für alle „etwas Besonderes“, weil es ein einziges Mal im Verlauf einer gesamten Saison die Möglichkeit bietet, etwas mehr im Rampenlicht zu stehen. „Ich habe hier meine Rennfahrer-Lizenz erworben. Ich glaube, ich habe dabei genau so geschwitzt wie heute bei einem richtigen Rennen“, erinnerte sich Sutil mit leichtem Schmunzeln.
Wie auch Nick Heidfeld, der bei jeder Gelegenheit seine ganz spezielle Beziehung zu der Eifel-Rennstrecke betont, hofft Sutil auf bessere Zeiten, die das Heimrennen einläuten soll. „Wir habe Fortschritte gemacht. Die zweite Saisonhälfte könnte unsere Zeit werden. Ein paar Punkte haben wir in den ersten Rennen liegen gelassen, sonst stünden wir noch etwas besser da. „Quick Nick“ Heidfeld, der nur wegen des Pechs des Polen Robert Kubica bei dessen Rallye-Ausflug noch ein Formel-1-Cockpit ergattern konnte, macht sich noch keine Gedanken über seine Zukunft nach dieser Saison. „Es ist wie immer in der Formel 1. Du musst dein bestes geben, das Auto weiter entwickeln, deinen Auftrag rechtfertigen.“ Daraus resultiere alles weitere. Theoretisch sei auch am Wochenende vieles möglich. „Nur Sebastian“, meinte er lachend, „der ist zu weit weg. Aber nicht nur für uns.“
Derlei Gedanken macht sich dessen Odenwälder Landsmann Timo Glock im leistungsmäßig hoffnungslos unterlegenen Virgin-Renner nicht. Weniger Ehrgeiz aber resultiert aus der verschiedenen Ausgangslage der beiden keinesfalls. „Ankommen“ möchte er auf jeden Fall, und „die Lücke nach vorn ein wenig zu fahren, denn dafür haben wir hart gearbeitet.“ Etwas, was alle miteinander verbindet. Die drei in der ersten Reihe und die von der „Bankstelle“.
Text: Jürgen C. Braun
Fotos: Mercedes GP