Buchtipp der Woche (1)

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Frank Fischer: Der Japaner im Kofferraum. Mein Leben als Taxifahrer. Knaur Taschenbuch Verlag; 9,99 Euro.

Einmal hat er 800 Euro auf einen Schlag verdient – da musste er albanische Geschäftsmänner von Berlin nach Frankfurt chauffieren, und die zahlten den vorab vereinbarten Festpreis, ohne mit der Wimper zu zucken. Praktischerweise war Frank Fischer vor seiner Berliner Zeit in Frankfurt als Taxifahrer unterwegs gewesen, so dass er bei Freunden übernachten und die Rückreise am Folgetag antreten konnte. Manchmal hat er auch stundenlang keinen Fahrgast, dann heißt es, sich mit Geduld zu wappnen und auszuharren.

Taxiüberfälle mit tragischen Folgen sind immer wieder in den Schlagzeilen und sollen hier auch nicht heruntergespielt werden. Frank Fischer aber widmet sich in erster Linie den ganz alltäglichen Tücken dieses Berufs. Regelmäßig sind zum Beispiel Betrunkene zu chauffieren, die in aller Regel generös mit Trinkgeld umgehen – wenn man es denn unter Schwierigkeiten geschafft hat, sie ins Auto zu bugsieren und nach Fahrtende aus selbigem heraus, nachdem man es geschafft hat, ihnen ihre Heimatadresse zu entlocken und diese auch noch artikulatorisch zu verstehen. Nicht so einfach, je nach Äthanolgehalt im Blut des Gastes.

Apropos Trinkgeld: Frank Fischer bestätigt, was der Volksmund immer schon sagte, je niedriger das Einkommen, umso höher die Extrazulage. Es scheint, als wüssten die, die weniger Geld haben, dass das Trinkgeld nicht eine großzügige Dreingabe ist, sondern wichtig angesichts der laufenden Kosten, denen ein Taxibetreiber ausgesetzt ist, zumal ein Einzelunternehmer.

Frank Fischers Büchlein enthält Nachdenkliches, Amüsantes und ist so kurzweilig geschrieben, dass man es ohne weiteres an einem gemütlichen Abend in einem Rutsch lesen kann. Besonders lesenswert ist sein Kapitel über das rücksichtsvolle Miteinander im Straßenverkehr. Ein Taxifahrer hat nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern fühlt sie auch für die Taxigäste. Und die sind dem Anschein nach regelmäßig Fremdgefahren ausgesetzt, wenn etwa die Dame im Auto davor ohne Freisprecheinrichtung ausgiebig mit einem Handy telefoniert, darüber mit ihrem Wagen in den Schlingerkurs gerät (mitten im Stadtverkehr) und sich noch nicht einmal durch das sichtbare Entsetzen der anderen Verkehrsteilnehmer aus der Ruhe und von ihrem Vergnügen abbringen lässt.

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