A&A-Messe Bad Kissingen: Trendwende in Sicht

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Die Abenteuer- und Allradmesse in Bad Kissingen verzeichnete in den letzten Jahren einen durchschnittlichen Gesamtbesuch von etwa 45.000 Besuchern in den 4 Tagen. Sie standen quasi für das Fähnlein der letzten 4×4-Hardcore- Aufrechten, also jener Zeitgenossen, die sich für die subtilen Technikinnovationen interessierten. Das war natürlich so nicht richtig und zu sehr verallgemeinert. Richtig hingegen ist, dass sich seit etwa 2008 ein Trend zeigte, der zu mehr Qualität in der Freizeitgestaltung, zu mehr Produktdiversifikation im Angebot führte. Andererseits: es gibt sie noch, jene Tüftler und Techniker, die Ingenieursarbeit leisten, um Achsantriebe, Unter- und Übersetzungen, Fahrwerkskomponenten und Motorleistungen nebst Verbrauch zu optimieren. Aber die Anzahl jener Aussteller, die Dachzelte, Huckepack-Wohnungen für Pickups und geländetaugliche Anhänger entwickeln und bauen, hat spür- und sichtbar angezogen. Es ist ein Verdienst des Veranstalters pro-log, dass das Angebot für Allrad und Abenteuer so immens gewachsen ist und, konzentriert auf einer wunderschönen Naturbühne von 110.000 Quadratmetern, dem wachsenden Interessentenkreis nahe gebracht wird. Die Besucher resultieren vor allem aus jenen Kreisen, die weder Pauschalreisen auf der Aida noch Billig-All-Inclusiv-Touren an der östlichen Mittelmeerküste in Hasenbunkern verbringen wollen. Menschen also, denen die individuelle Planung und Durchführung ihres Urlaubs sehr am Herzen liegt, abseits von Autobahnen und Groß-Campingplätzen.

Dieses System, das der Veranstalter stark aufgefrischt hat, setzt sich offenbar schrittweise durch. Haupt-Zielgruppe sind, natürlich, die Besitzer von Allradfahrzeugen. Auch das ist auf der Messe allgegenwärtig. Neben all den Dingen, die der Outdoor-Mensch zu benötigen glaubt, gibt es auch überraschende Objekte und Produkte, die Intelligenz, Innovationsfreudigkeit und Scharfsinn signalisieren, gepaart mit Hochtechnologie und bester Qualitätsanmutung. Greifen wir einige heraus: Da haben sich zwei hellwache Techniker zusammengetan und bieten unter dem Label LED power24.com eine Vielzahl von Leuchten und Lampen für Auto und Anhänger an, alles auf der modernsten LED-Technik basierend: mit nur minimalem Stromverbrauch und staub- und wasserdicht. Oder Tibus Offroad Engineering. Die bringen es doch fertig, das vom Unimog her bekannte Portalachsensystem, unabhängig von Starrachsen- oder Einzelrad-System, zum Nachrüsten anzubieten. Die Höherlegung des Allradfahrzeugs liegt dabei etwa zwischen 15 und 20 Zentimetern(!), integrierte Geländereduktion zwischen Antriebseingang und Abtrieb zu den Rädern inklusive. Der bei diesen Fahrzeugen meist etwas opulente Wendekreis wird zudem um bis zu 1,5 Metern verringert.

Es gibt aber auch traurig Stimmendes zu berichten: Da ist beispielsweise einer der Offroad-Reifen-Pioniere, die Firma Fulda, nicht mehr von der Partie. Seit etlichen Jahren entzieht die neue Konzernmutter Goodyear die dringend benötigten Entwicklungsgelder, nur um Produkte unter eigenem Namen zu forcieren. Die Offroad-Gemeinde hat es mit tiefer Betrübnis festgestellt. Die schwäbischen Land Rover-Experten von Kilzer fehlen ebenfalls, die mit einer Vollcabrio-Version der Geländewagen-Legende Defender großes Interesse geweckt hatten. Dass Mitsubishi als 4×4-Marke überhaupt nicht mehr in Erscheinung tritt, ist ebenso schwer zu verstehen wie die Tatsache, dass der Rest der Importeure, außer Land Rover mit eigenem Parcours, sich von lokalen Händlern vertreten lässt. Bei der größten Allrad-Messe Europas durch Abwesenheit zu glänzen, dürfte sich à la longe als schwerer Marketingfehler erweisen.Ein neuer Zusatztrend ist ebenfalls auszumachen: Die Messe wird zum Direkteinkauf genutzt. Nahezu jeder zweite Besucher schleppt Edelstahlspaten, Lederhüte, Bergeseile, Dachträger und irgendwelche Fahrzeugkomponenten aus dem Gelände. Eine nicht unvernünftige Art, da die hohen Transportkosten entfallen und meist appetitliche Messerabatte eingeräumt werden.

Dass das Konzept des Veranstalters richtig ist, bewies bereits der erste Messetag: Alle bisherigen Rekorde wurden pulverisiert. Lag 2010 noch die Besucherzahl am Eröffnungstag bei 14.500 Besuchern, waren es heuer deren 18.400. Das sind Zahlen, die überzeugen. Erfolg macht eben süchtig und gilt in der Marketingsprache als sexy. Wir dürfen schon heute gespannt auf die 2012er Ausgabe, die dann die 14. in Reihe ist.

Text und Fotos: CineMot/ Frank Nüssel

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