Liebe Leserinnen und Leser von www.kues.de,

ergeht es Ihnen auch so, dass Sie manche Namen aus der Geschichte des Automobils, die Sie lange Jahre über begleitet haben, irgendwann verdrängen, ohne dass Sie das überhaupt bemerken? Namen von Fahrzeugen, oder Zulieferern, die aus den verschiedensten Gründen – meist wirtschaftlicher Natur – auf einmal einfach nicht mehr in Erscheinung traten. Insolvenz, Pleite, basta. „Habe fertig“, würde Signore Trapattoni sagen.

Das ging mir in dieser Woche gleich zweimal so mit Namen, die einst zum täglichen Umgang in den Medien und damit zum gängigen Vokabular bei den Verkehrsteilnehmern gehörten. Auf der Autobahn A8 fuhr ich am vergangenen Sonntag zwischen Pforzheim und Stuttgart in einem kilometerlangen Stau ausgerechnet hinter einem alten Simca 1100. Da wir fast eine Stunde lang nur über die übervolle Bahn herumkutschierten, gingen mir so manche Begebenheiten mit Simca-Fahrzeugen aus früheren Jahrzehnten nicht aus dem Kopf.

Wenn man, wie das bei mir der Fall ist, ein gewisses Faible für Fahrzeuge französischer Herkunft hat, dann genießt man den Anblick eines solchen von einer „H“-Nummer gezeichneten, Fahrzeugs fast wie eine außerirdische Erscheinung. Die Fahrzeuge der „Société Industrielle de Mécanique et Carrosserie Automobile“ (Simca) gehörten bei uns an der Westgrenze Deutschlands in der Kinder- und Jugendzeit zum alltäglichen Anblick. Autos wie der Simca „Aronde“ oder der „Ariane“ hatten damals etwas Exotisches an sich und ragten aus dem blechernen Einerlei auf unseren Straßen in den 60er Jahren heraus.

Simca ging in den 70er Jahren zunächst immer mehr an Chrysler über, das einen Großteil der Simca-eigenen Ford-Aktien gekauft hatte und wurde schließlich 1978 an die Peugeot S. A. verkauft. Unter dem Namen Talbot ging es noch einige Jahre weiter, bevor Simca, das in Frankreich einmal erfolgreicher als Peugeot selbst gewesen war, ganz von der Bildfläche verschwand. Bis mir jetzt an einem helllichten Sonntagnachmittag so ein Relikt aus meiner Jugendzeit den Stau auf der A8 mit angenehmen Erinnerungen regelrecht „versüßte“.

Nicht viel anders erging es mir bei einer Meldung, die in der Wochenmitte herein kam. Wenn ich auch davon nur mittelbar betroffen war. In diesem kurzen Text hieß es ziemlich schmucklos, dass das finnische Unternehmen Valmet, das neuer Eigentümer des Dachgeschäftes von Karmann ist, hohe Expansionsziele habe. Eine Meldung, die sicherlich irgendwann in der „Ablage P“ (Papierkorb) mangels Interesse verschwunden wäre, wenn ich bei dem Namen Karmann nicht kurz inne gehalten hätte. Wieder so ein Name, der früher alltäglich war und dann irgendwann der automobilen Vergangenheit angehörte. Ein Karmann Ghia, das war der Traum unseres Abi-Jahrgangs 1969 gewesen. Leider hat es bei mir aber nur zu einem 1200er VW Käfer als erstem Auto gereicht.

Vielleicht, liebe Leserinnen und Leser, geht es Ihnen ja manchmal ähnlich. Je nach Alter eben. Dass Sie – vielleicht schon an diesem Wochenende – auch so einen mobilen Traum aus früheren Jahren erleben dürfen, wünscht Ihnen

Ihr Jürgen C. Braun

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