Buchtipp der Woche (1)

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Maria Eder: Schluss mit dem Betrug. Eine Bankangestellte packt aus. Droemer Verlag; 14,99 Euro.

Richtig stolz war sie auf ihren guten Abschluss im Bankenfach. Ehrenwerte Vorstellungen hatte Maria Eder, als sie 2003 nach glänzend bestandenen Prüfungen bei einem Kreditinstitut ihre Arbeit aufnahm.

Was folgte, war ein Albtraum: Da wurden einer 85-jährigen Frau, die geistig nicht mehr auf der Höhe war, Anleihen mit 10 Jahren Laufzeit angedreht. Vielmehr wurde ihre Unterschrift regelrecht erschlichen. Und bei Bausparverträgen lautete die Devise: Verkaufen um jeden Preis. Von der Frage, was der Kunde wirklich braucht, keine Spur. Und Unternehmensberater, die die Bankmitarbeiter(innen) schulen sollten, stießen genau in dieses Horn.

Was wirklich verblüfft, sind die aufeinanderprallenden Welten, die Maria Eder schildert: Hier die junge Frau, die mit – sympathisch – konservativen Vorstellungen von einer Bank aufwuchs, dort ihr Vorgesetzter, bei dem man sich fragt, in welcher Parallelwelt er seinen Werdegang absolviert haben mag, da ihm bei seinem Tun ganz erkennbar jedes Unrechtsbewusstsein fehlte. Oder, wie Maria Eder es empfand: Der Kunde war die Zitrone, die es auszupressen galt. Jeder Kunde, nicht nur der erkennbar gut betuchte.

Am Ende hat sie gekündigt, was ihr Vorgesetzter als Eingeständnis empfand, wohl nicht in die Branche zu passen. Den Eindruck hinterlässt das Buch beim Lesen nicht. Es ist erschreckend, was alles möglich ist, wo der Kunde sich eigentlich gut aufgehoben wissen sollte. Dennoch mag es sich um einen – fürchterlichen – Einzelfall handeln. Der möge aufrütteln, aber die Leserschaft nicht dazu animieren, zum unter der Matratze versteckten Sparstrumpf zurückzukehren. Wer mag schon in permanenter Angst vor Überfällen leben?

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