Buchtipp der Woche

Beitragsbild
Foto 1
Foto 2

Tom Hillenbrand: Teufelsfrucht. Ein kulinarischer Krimi. Kiepenheuer und Witsch Verlag; 8,95 Euro.

Der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer hat der Haute Cuisine abgeschworen und betreibt in der Luxemburger Unterstadt ein kleines Restaurant, wo er seinen Gästen Huesenziwwi, Bouneschlupp und Rieslingpaschtéit serviert. Doch dann bricht eines Tages ein renommierter Pariser Gastro-Kritiker tot in seinem Restaurant zusammen – und plötzlich steht Kieffer unter Mordverdacht. Als dann noch sein alter Lehrmeister spurlos verschwindet, beschließt der Luxemburger, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen; sie führen ihn bis nach Paris und Genf. Dabei stößt er auf eine mysteriöse, außergewöhnlich schmackhafte Frucht, auf gewissenlose Lebensmittelkonzerne und egomanische Fernsehköche. Immer tiefer taucht Kieffer in die von Konkurrenzkampf und Qualitätsdruck beherrschte Gourmetszene ein – und erkennt, was auf dem Spiel steht.

Ganz und gar nicht beschauliche Szenen im an sich doch beschaulichen Luxemburg. Autor Hillenbrand liefert eine plausible Begründung dafür, denn der Mann schreibt nicht nur, sondern kocht und isst auch gern: Ich habe Ende der 90iger drei Monate bei der EU in Luxemburg gearbeitet. Und ich fand Luxemburg schon damals sehr sehr ungewöhnlich. Das gibt es so nicht noch einmal. Außerdem wollte ich gern ein frankophones Setting und Belgien ist schon durch Hercule Poirot so besetzt. Dann bin ich noch mal nach Luxemburg gefahren und fand wiederum, es hat einiges von der französischen Eleganz, ist aber eine Spur ehrlicher. Man sagt immer: französische Küche, deutsche Portionen. Es gibt viele Gerichte, die einfach sind, nicht so überkandidelt. Der Luxemburger will auch gescheit vespern, das passt gut zu meinem Helden Xavier Kieffer, den er ganz klar charakterisieren kann: Ein Brummbär, ungefähr Anfang 40 und unbeweibt. Er ruht in sich selbst und liebt seine Arbeit. Er isst gern gute Sachen und das sieht man ihm auch gern an. Wenn kein Tester in seinem Restaurant tot umgefallen wäre, hätte er gut und gern die nächsten 20 Jahre so weitermachen können, in derselben Cordhose, mit denselben Winzern, in seinem eigenen Restaurant.

Gut möglich, dass Kieffer weiter ermitteln wird! Prominente Unterstützung hat er schon: Die Luxemburgerin Lea Linster vergleicht Hillenbrands literarisches Debüt mit einer gut gemachten Bouneschloup. Das ist die traditionelle luxemburgische Bohnensuppe. Ein größeres Kompliment als den Vergleich mit einem ihrer Lieblingsgerichte kann eine Sterneköchin einem Buch (und somit dem Autor) kaum machen …

Nach oben scrollen