Buchtipp der Woche

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Philipp Tingler: Leichter reisen. Benimmhandbuch und Ratgeber für unterwegs. Mit Illustrationen von Daniel Müller.
Kein und Aber Verlag; 16,90 Euro.

Der mutmaßlich beste Road Rage aller Zeiten hingegen fand, wie viele Extreme, in Kalifornien statt, genauer gesagt: in Beverly Hills, natürlich. Zsa Zsa Gabor, leidenschaftliche Schauspielerin und lebende Legende unklaren Alters, wurde 1989 zu einer Gesamtstrafe von 12.350 Dollar, 120 Stunden gemeinnütziger Arbeit und 3 Tagen Gefängnis verurteilt, weil sie einen Verkehrspolizisten geohrfeigt hatte. Dieser hatte sie gestoppt wegen abgelaufener Nummernschilder an ihrem Rolls Royce. Dann stellte sich heraus, dass Frau Gabor offenbar eigenständig ein paar Korrekturen an ihrem Führerschein vorgenommen hatte: namentlich hatte sie ihr Alter und Gewicht nach unten korrigiert. Als der Gesetzeshüter darauf noch Anstoß an einer offenen Flasche Jack Daniels in ihremWagen nahm, riss Zsa Zsa die Geduld und sie knallte ihm eine. Ein klassischer,geradezu die Definition setzender Fall von Road Rage. Und was genau ist überhaupt Road Rage? Nun, grob übersetzt: unkontrolliertes Verhalten am Steuer.

Keine Frage, Philipp Tingler hält mit seinem Buch, was er im Titel verspricht. Mit amüsanten Anekdoten und drastischer Zuspitzung plädiert er dafür, es sich und anderen unterwegs so angenehm wie möglich zu machen, sprich: an ein angenehmes Miteinander zu denken. Wie schon in seinem Ratgeber Stil zeigen (2008) zeigt er allerlei Fallen auf, in die man unversehens treten kann in aller Öffentlichkeit. Er selbst übrigens auch.

Wie schnell hat man, zum Beispiel, beim Telefonieren im ICE mal die Stimme etwas über Gebühr erhoben und macht die Mitreisenden zum unfreiwilligen Gepsrächszeugen. Oder rückt beim Einchecken am Flughafen mit Sack und Pack dem Menschen vor einem selbst etwas mehr auf die Pelle, als nötig wäre? Dabei sind die Fallen ganz einfach zu umgehen, wenn man sich ihrer nur mal bewusst ist.

Dabei beschränkt sich der Wahl-Zürcher, der berufsbedingt selbst viel unterwegs ist, aber nicht allein als geistiger Erbe des Freiherrn Knigge. Auch organisatorisch hat er den ein oder anderen nachvollziehbaren Tipp für Reisende parat. Zum Beispiel: Unterpacken Sie. Das ist ein schmerzlicher Prozess, aber auch eine Sache der Erfahrung. Denn unterpacken heißt: bewusst weniger mitnehmen. Und nochmal weniger. Ich für meinen Teil mache hier wie gesagt immerhin schleichende Fortschritte. Wer ob umfänglichen, aber nicht benötigten Gepäcks schon mal über das Kofferraumvolumen geseufzt oder verzweifelt nach einem freien Gepäckschließfach gesucht hat, ist für solche Hinweise durchaus dankbar.

Ein nützliches Büchlein in eigenwilligem Stil, das an die ein oder andere eigentliche Selbstverständlichkeit erinnert, für die man im hektischen Alltag durchaus mal betriebsblind wird.

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