Als Toyota Deutschland im August 2010 seinen Kompakten in der so genannten Golf-Klasse den Fachjournalisten vorstellte (www.kues.de vom 31. 08.2010), hatten wir einen ersten Eintagesausflug auf vorgegebener Teststrecke absolviert. Dort waren dann auch die wichtigsten technischen Daten und Fakten vermerkt. Sieben Monate später nahmen wir uns den Hybrid nochmals vor, eine Woche lang, nach deren Ablauf etwa 1.000 Kilometer auf der Uhr abzulesen waren. Wir wollten einfach mal wissen, mit welchen Verbrauchswerten bei einem echten Praxistest unter Alltagsbedingungen der Auris HSD aufwartet. Etwas aufgeschreckt, zugegeben, waren wir durch einen TV-Bericht, der von einem großen Autofahrerclub mit einer E-Klasse eines Stuttgarter Herstellers unter Alltagsbedingungen absolviert worden war. Dabei hatte sich gezeigt, dass das Werksversprechen in puncto Verbrauch (der bekanntlich unter Laborbedingungen durchgeführt wird und als Norm-Verbrauch in die Werbeprospekte einfließt) im Mittel um 35 bis weit über 50 % überschritten wurde.
Der Auris- HSD reizte förmlich zu einem Nach-Test.
Zur Erinnerung: Der Auris Hybrid ist derzeit noch immer der einzige Kompakte weltweit, der mit Verbrennungs- u n d Elektromotor angeboten wird. Dass er sich beim Kostenfaktor mit seinem Zwillingsbruder, dem Auris Diesel, messen lassen muss, nur nebenbei. Unsere Testrunde bestand aus alltagstauglichen 8 % innerörtlichem Verkehr, 40 % Überlandstraßen in Ebenen und Mittelgebirgen sowie aus 52 % Autobahnfahrten. 4,0 Liter Kraftstoff verspricht Toyota. Als Labor-Normverbrauch, der – natürlich – im harten Alltag nicht realisierbar ist. Wir hielten uns an die vorgegebenen oder Richtgeschwindigkeiten, pflegten einen flüssigen, aber nicht offensiven Fahrstil, ohne gleich zur rollenden Schikane zu werden. Dabei nutzten wir die automatisierten, von Toyota installierten Zyklen aus Verbrenner und Akkumotor, wie wir glaubten, in optimaler Konstellation. Das mag uns noch nicht völlig gelungen zu sein, denn der Verbrauchsdurchschnitt lag am Ende der Tour bei 5,313 Liter Super-Kraftstoffs. Der Bordcomputer signalisierte uns allerdings einen Mittelwert von 5,9 Litern, was zu leichtem Schrecken führte. Der Taschenrechner richtete es dann aber. Dass der nur ein paar Kilo schwerere Diesel-Bruder gleichviel oder gar einen Tick weniger an Leichtöl benötigt, ist systembedingt, dafür sind die CO2-Werte etwas ungünstiger. Es ist nicht unsere Aufgabe, nun einen Vergleich in der Wirtschaftlichkeit beider anzustellen. Das CVT-Getriebe mit den unterschiedlichen Fahrmodi unterstützt eine wirtschaftliche Fahrweise, so man vorher das Hybrid-System verinnerlicht hat. Solange der reine Elektromodus (der durchaus etwas länger als 1,7 Kilometer lang sein dürfte) das Fahrzeug antreibt: ungewohnte Ruhe allenthalben. Schaltet sich der Verbrennungsmotor dazu, nahezu unbemerkt für die Insassen, geht es schon temperamentvoller zur Sache, auch wenn man im ECO-Modus fährt, den wir überwiegend nutzten. Das senkt allerdings das Temperament spürbar. Zweimal mussten wir kurz in den Power-Modus tippen, weil Drängler mit bayerischen automobilen Erzeugnissen unbedingt unseren hinteren Zulassungsstempel lesen wollten. Dann wird der Benziner laut, tobt sich in obere, verbrauchsungesunde Höhen. Aber dafür ist er ja eben n i c h t entwickelt worden. Raumangebot, Komfort und vor allem Sicherheit standen ebenfalls im Lastenheft. Diese Kriterien dürfen als ebenfalls ausgezeichnet bewertet werden. Dazu kommt eine Verarbeitungsqualität hoher Güte. Wer auf all diese Erfordernisse gesteigerten Wert legt, ist mit dem Auris Hybrid bestens bedient, wobei auch der Preis von etwas über 22.000.- Euro seinen guten Anteil hat. Vom rein ökologischen Zertifikat mal ganz abgesehen.
Text und Fotos: CineMot/Frank Nüssel