Nette Nager als Autokiller

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Mami, guck mal, da ist 'ne liebe Katze über unser Auto gelaufen. Originalton eines Kita-Kindes am frühen Morgen, als Mutti den Kleinwagen aufschloss, um die tägliche Fahrt aufzunehmen. Tapsen und Wischspuren auf Dach und Motorhaube, zwar süß anzusehen, aber mit Folgen: Der morgendliche Horror beginnt nach dem Angurten des Kindes beim ersten Startversuch. Der Anlasser jault kurz auf, um anschließend mit sanftem Stöhnen seinen Dienst zu quittieren. Nichts rührt sich mehr. Der zweite Versuch erzeugt dann schon absolute Stille im Motorraum. Nachbarschaftliche Spontanhilfe wird dankend akzeptiert: Wenigstens der Kita-Termin ist erstmal gerettet. Danach Anruf bei der Werkstatt des Vertrauens: Der Kfz-Meisterbetrieb verspricht alsbaldige Hilfe. Der Ganzverlader trifft hurtig ein, das havarierte Fahrzeug landet in der Diagnoseabteilung der Fachwerkstatt. Die Ursache für den Streik am Morgen ist ebenso so zügig gefunden, wie der Aufwand für die Reparatur teuer und aufwendig ist: Anlasserkabel durch Verbiss eines Steinmarders blank gelegt, Kurzschluss. Nix, von wegen liebe Katze! Die ließ sich kurzerhand von dem flinken kleinen Raubtierchen doubeln. Wenn die Zündkabel zur Delikatesse der possierlichen Gesellen herhalten müssen, sind Zündaussetzer die Folge, das Motormanagement geht in die Binsen, kurz danach auch der Katalysator. So wird immer teurer, was anfangs als süßer Besuch diagnostiziert war.

Die Liste an untauglichen Empfehlungen gegen Marderverbiss ist ebenso lang wie skurril: Klosteine, Duftsprays mit herbem Trend, Billig-Alarmanlagen mit Bewegungsmeldern, regelmäßige Synthetik-Schreie eines Falken, von einem Minigenerator abgespielt etc. Zündkabel, Kühlschläuche, Achsmanschetten und etliche andere Teile aus Gummi oder Weichplastik fanden weiterhin regen kulinarischen Zuspruch der kleinen Räuber.

Aber, was beim Menschen hilft, kann auch gegen die scharfzahnigen Nager helfen: Elektroschocker. Kleine Metallplättchen werden im Motorraum verteilt und mit elektrischem Strom versorgt, der in geringen, aber wirkungsvollen Dosierungen für ordentliche Abhilfe sorgt. Der eine oder andere Autohersteller bietet bereits optional ab Werk Schutz an mittels Bürstenvorhängen und Lochblechen. Der Versicherungsschutz via Teilkasko hinkt hingegen ziemlich hinterher: Nur die eigentliche Schadensreparatur wird bisweilen erstattet, nicht die Folgeschäden. Und das bei 52 Millionen Euro Schadensaufkommen im Jahr. Von präventiven Maßnahmen, Rabatten, Rückerstattungen oder Boni hört und liest man da herzhaft wenige Angebote. Sicher aber kann, auf Kosten des Kunden natürlich, die Werkstatt da sinnvolle Vorkehrungen treffen. Und die allersicherste Methode, vor Marderverbiss verschont zu bleiben, stellt die geschlossene Einzel- oder Doppelgarage dar. Aber die ist heute zur Rarität verkümmert.

Text und Foto: CineMot/ Frank NüsselQuelle: ZDK

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