Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Sicherlich kennen auch Sie den im Kollegen- und Bekanntenkreis immer wieder gern zitierten, und meist nicht ganz so ernst gemeinten Spruch: „Die Welt ist doch ungerecht.“ Meist geht es da um ein wenig Neid, um Besitztümer, die andere Zeitgenossen ihr eigen nennen dürfen, die aber – nimmt man es genau – eigentlich niemand so recht braucht, um wirklich zufrieden oder gar glücklich sein zu wollen.

An diese (Halb)wahrheit musste ich Anfang der Woche denken, als der Fußballtrainer Felix Magath vom Bundesligisten FC Schalke 04 urplötzlich und innerhalb weniger Stunden zu seinem früheren Arbeitgeber, dem VfL Wolfsburg, wechselte. Dort hat – wen wundert’s – natürlich Volkswagen das Sagen. Als VW-Vorstands-Vorsitzender Martin Winterkorn noch in Ingolstadt als Chef das Zepter bei der VW-Tochter Audi schwang, galt der Fußballfreund als ausgemachter Anhänger des FC Bayern München, mit dessen Präsident und früherem Manager Uli Hoeness ihn eine gar treffliche Männerfreundschaft verbindet. Die Bayern-Profis fuhren Autos mit den vier Ringen, was sicherlich beiden Seiten zum Vorteil gereichte.

Einmal in Wolfsburg als oberster Volkswagenbauer gelandet, initiierte Winterkorn mit dem dortigen VfL und einer neuen, nach dem Hauptsponsor benannten Arena, innerhalb kürzester Zeit ein Fußball-Märchen mit dem exzentrischen Magath als Alleinherrscher. Wolfsburg wurde unter Magath 2009 Deutscher Meister, doch dieser brach seine Zelte ab, um im „Revier“ ein neues dickes Brett zu bohren. Jetzt, in der Stunde der Not der mittlerweile abstiegsbedrohten Wolfsburger, erinnerte sich Winterkorn seines Intimus Magath. Ein, zwei, Telefonate zwischen beiden: der Rest ist Geschichte.

Was aber hat das alles damit zu tun, dass – wie eingangs erwähnt – die Welt ungerecht sei? Nun, dem prognostizierten Retter Magath wurde, neben dem angestammten Gehalt natürlich, versprochen, dass er sich im Falle des Klassenerhaltes als kleines Danke schön ein Fahrzeug aus der reichhaltigen Angebotspalette des Hauses VW aussuchen dürfe. Nun, gut, es hätte ja nicht unbedingt ein Polo der ein Fox sein müssen, den der Herr Magath sich da ausgesucht hat, aber eine Nummer kleiner wäre es schon gegangen. Oder?

Er sei, so der Fußballlehrer, zwar kein ausgesprochener Auto-Liebhaber, aber in „ so einem Auto hätte er mal drin gesessen, und das hätte ihm ganz gut gefallen.“ Deshalb würde er sich das auch „als Belohung aussuchen“. Welch ein Frevel: „So ein Auto“, sagt dieser Mensch ohne jegliche Auto-Affinität, und weiß wohl gar nicht, von was er da spricht. Einen Bentley will er haben. Das feinste, Schniekeste, und natürlich auch Teuerste neben der Bugatti-Fraktion, was die WOB-Leute zu bieten haben. Und da sagt der so ganz en passant, „das Auto hat mir ganz gut gefallen.“

Mal ehrlich: Wenn man Sie in ein feines Restaurant einlädt, wählen sie vielleicht auch nicht unbedingt Currywurst mit Pommes, aber es muss auch nicht das edelste Krustentier, kein 30 Zentimeter langer und ein Kilo schwerer Hummer von der Ostküste der Vereinigten Staaten mit Beluga-Kaviar als Beilage sein. Nach dem Motto: „Ich glaub’, so was hab ich irgendwo mal gegessen, das hat nicht schlecht geschmeckt.“

Liebe Leserinnen und Leser, ich stelle mir gerade vor meinem geistigen Auge vor, wie Herr Magath im Falle des Klassenerhaltes mit dem VfL Wolfsburg in seinen Bentley steigt und dabei überhaupt nicht wahrnimmt, welch exklusiver automobiler Vorzug ihm da zuteil wird. Ein Fahrzeug, nachdem sich die (restliche) Welt der durchaus auto-affinen Welt, wohl Zeit seines Lebens die Finger lecken und dennoch nie dran kommen würde. Deswegen habe ich eingangs auch durchaus erst gemeint, dass die Welt mitunter ungerecht sei.

Am Wochenende habe ich vor, falls das Wetter mitspielt, etwas in der Sonne zu faulenzen und mich mit etwas süßen nichts Tun zu adeln. So eine strahlende und wärmende Frühlingssonne habe ich irgendwo mal erlebt. Das war ganz nett gewesen. Das würde ich schon mal wieder gerne machen.

Herzlichst, Ihr Jürgen C. Braun

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