Was hat Subaru nicht alles angestellt in den vergangenen Jahren, um sich sein angestammtes Alleinstellungsmerkmal, nämlich den Bau und Vertrieb von Allrad-Fahrzeugen mit Boxermotoren zu bewahren, und dennoch aus der ungeliebten „Försterliesel-Ecke“ heraus zu kommen. Am prägnanten, aber auch langweiligen Kastenwagen-Profil haben sie gefeilt, haben chice und ansehnliche Fahrzeuge mit einer dominanten, aber auch spannenden Optik auf den Markt gebracht. Vom Prinzip des weltweit größten Herstellers von Autos mit Allradantrieb, ausschließlich Fahrzeuge mit Ottomotoren anzubieten, hat man sich verabschiedet. Autogas (LPG) und auch seit geraumer Zeit ein Diesel-Boxer zählen zu den neuen Trümpfen.
Jetzt bröckelt die Front des bisherigen Subaru-Weltbildes noch ein wenig weiter. Denn mit einem neuen MPV (Multiple Purpose Vehicle) will der Autobauer in Zukunft nicht mehr nur auf Jäger, Förster, Bergbauen und freizeit-orientierte Lifestyle-Kunden setzen, sondern auch „eine ganz normale Kundschaft“ in die Schauräume des Subrau-Händlers locken. Der neue „Trezia“ (kommt vom englischen treasure und bedeutet so viel wie Schätzchen), der fast identisch mit dem neuen Toyota-Kompaktvan „Verso-S“ ist, soll die junge Familie ebenso wie die finanzkräftige Senioren-Klientel anlocken. Seit Toyota 16 Prozent Anteil an Subaru hält, ergeben sich ganz neue Möglichkeiten, Fertigungs-Synergien zu nutzen. Der Trezia wird im japanischen Toyota-Werk auf der gleichen Fertigungslinie wie der Verso-S gebaut. Beide unterscheiden sich äußerlich nur marginal in Front- und Heckbereich. Cockpit und Innenraum sind dagegen identisch. „Wir wollen nicht weg von unserer Kernkompetenz, sondern lediglich Ergänzungen dazu schaffen“, sagt der neue Geschäftsführer von Subaru Deutschland, Volker Dannath.
Der Trezia erfüllt eine der grundlegendsten Voraussetzungen, um im immer größer werdenden Kreis der Mitbewerber bestehen zu können: Bei recht überschaubaren Ausmaßen bietet der Viertürer seinen Insassen viel Platz, der zudem variabel zu gestalten ist. Nicht einmal vier Meter in der Länge (3,99 Meter) bringt der frontgetriebene Subaru auf den Asphalt, womit er das kürzeste Fahrzeug seiner Klasse ist. Dem Trend zum kleinen, sparsamen, aber dennoch vielseitigen Automobil verschließt sich der Trezia nicht. Große Heckklappe, bequemer Einstieg, hohe Sitzposition, flexibler Innenraum, großes Ladevolumen dank doppelten Gepäckbodens. Hinzu kommen jede Menge Staufächer, die über den Innenraum verteilt sind. Das Gepäckvolumen je nach Stellung der Rücksitze von 429 bis hin zu üppigen 1388 Litern verstellen. Der Innenraum ist ansonsten etwas farblos geraten, dafür glänzt er mit überraschender Bein- und Kopffreiheit.
Für den Antrieb stehen entweder ein 99 PS starker 1,3-Liter-Benzinmotor oder ein Abgasaufgeladener Common-Rail-Diesel mit 1,4 Liter Hubraum und 90 PS zur Verfügung. Letzterer lässt sich mit einem automatisierten Schaltgetriebe für die Kraftübertragung kombinieren. Beide Aggregate sind zwar keine ausgesprochen Kraftmeier, für den Gebrauch in der Stadt aber konkurrenzfähig und ausreichend. Die Höchstgeschwindigkeiten für den kompakten Van liegen je nach Motorisierung zwischen 170 und 175 km/h. Den Kraftstoff-Verbrauch für 100 Kilometer gibt Subaru mit 5,5 Liter für den Benziner und 4,4 Liter für den Selbstzünder an.
In zwei Varianten (Grundausstattung „Active“, dazu das Topmodell 1,4 D „Comfort“ mit automatisiertem Schaltgetriebe) tritt der nur 1.070 Kilogramm (Leergewicht) schwere Trezia gegen die Konkurrenz in Form von Opel Meriva, Renault Grand Modus oder Nissan Note an. an. Das Einstiegsmodell übernimmt dabei die Rolle des ausrangierten „Justy“.
Sieben Airbags, ABS, elektronische Bremskraftverteilung und ein Stabilitätsprogramm gehören ebenso wie Klimaanlage und Radio zur Serienausstattung des „Active“. Wichtig für die junge Familie mit Kleinkind ist die Möglichkeit, den Beifahrer-Airbag bei mitgeführten Reboard-Kindersitzen abschalten zu können. Auch dieses Technik-Feature gehört zur Serienausstattung.
Der Einstiegspreis für den Trezia 1,3 Active beträgt 16.200 Euro. Den Trezia 1,4 D Active mit Sechsgang-Schaltgetriebe gibt es ab 18.100 Euro. Das Topmodell 1,4 D Comfort rangiert ab 19.650 Euro. Etwa 1.000 neue Trezia müssten in Deutschland in diesem Jahr noch an die Kunden ausgeliefert werden, wenn die Erwartungen der Geschäftsführung erfüllt werden sollen.
Text und Fotos: Jürgen C. Braun