Test-Tour: Opel Meriva 1,4 Liter Turbo

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Die zweite Generation des Opel Meriva hat – auf den ersten Blick – das Image des Biedermanns abgelegt und zeichnet sich durch eine bedeutend dynamischere und aggressivere Linienführung aus. Eine leichte Sicke in Höhe der Türgriffe und die aus dem Insignia bekannte scharfe Sicke, die vom Schweller zur Oberkante des vorderen Kotflügels verläuft, gliedern die Seitenfläche. Auch die weit ausgestellten hinteren Kotflügel tragen zum dynamischen Gesamteindruck der neuen Meriva-Generation bei.

Zum Marktstart im vergangenen Jahr hatten die Rüsselsheimer den kleinen Kompaktvan exzessiv beworben und dabei vor allem die Renaissance der gegenläufig öffnenden Portaltüren als Nonplusultra des sicheren und komfortablen Einsteigens und Verlassen des Fahrgastraumes annonciert. Opel selbst hat mit diesem Türmodell, das lange Zeit aus Sicherheitsgründen fast völlig von der Bildfläche verschwunden war, schon vor mehr als 70 Jahren (gute) Erfahrungen gemacht.

In der jüngeren Vergangenheit hat nur noch Rolls Royce mit dieser Vorgehensweise des Türanschlagens von sich reden gemacht. Für den neuen „Ausbund an Flexibilität“ haben die Rüsselsheimer Designer und Ingenieure dieses scheinbare vergessene Relikt der Vergangenheit wieder eingeführt. Hat man sich erst einmal daran gewöhnt, „verkehrt herum“ ein zu steigen, also die Vorteile der Portaltüren zu nutzen, wird man sehr schnell merken, dass der sich öffnende Raum nicht nur Eltern mit Kleinkindern, sondern auch ganz „normalen“ Zeitgenossen das Einsteigen in das Fahrzeug erheblich erleichtert. Nicht von der Hand zu weisen ist auch die Tatsache, dass zwischen den beiden Türen vorn und hinten ein geschützter Raum entsteht, durch den die Sprösslinge leichter und sicherer auf den Isofix-Kindersitzen im hinteren Teil des Autos untergebracht werden können.

Das Besondere an dem Fahrzeugtyp aber ist nicht nur das Türkonzept mit den sich jeweils um 84 Grad sperrangelweit öffnenden Türen, sondern sein Auftritt als Multifunktionsfahrzeug. Bemerkenswert ist vor allem die Flexibilität der Rücksitzbank. Beide Sitze lassen sich zugunsten des Fußraums für die Fondpassagiere nach hinten schieben. Sie rücken dabei nach innen und schaffen so zusätzlichen Schulterraum. Lässt man sie vorn, kommt das dem Laderaum zugute. Die hinteren Sitze sind höher als die sowieso schon erhöhte Sitzposition von Fahrer und Beifahrer montiert. Daher schwingt sich die Fensterunterkante nach unten, wodurch auch Kindern eine gute Rundumsicht nach außen gewährt ist.

Die Rücksitze lassen sich von innen und auch im Laderaum durch einen einfachen Zug an einem Gurt nach vorn klappen. Auf diese Weise entsteht eine ebene Ladefläche mit einem großen Ladevolumen von bis zu 1.500 Litern. Im Normalfall misst der Kofferraum 400 Liter. Zudem finden sich fast überall an Bord Ablagen, so dass sich die Insassen auch für Langstrecken gut einrichten können. Ein Wermutstropfen ist die Tatsache, dass sich der Beifahrersitz nur in der Längsrichtung, aber nicht in der Höhe verstellen lässt.

Die an Opel-Modelle aus höheren Verkaufssegmenten erinnernden, klassischen Armaturen sind chromumrandet und gut ablesbar. Zwar verlangen die vielen Bedienungselemente mit den verschiedensten Funktionen für Bordcomputer und Navigationssystem eine gewisse Einführungszeit. Doch sie sind logisch angeordnet, so dass die Eingewöhnungsphase kurz ausfällt. Die optionalen Ergonomiesitze empfehlen sich. Sie machen sich vor allem auf längeren Fahrtstrecken bezahlt. Im Winter auch praktisch und angenehm sind nicht nur die beheizbaren Sitze, sondern auch die sehr schnell ansprechende Lenkradheizung.

Seinen großen Laderaum verdankt der Meriva einem kurzen Überhang hinten und einer neuen Hinterachse, die Raum lässt für den ausziehbaren Fahrradträger Flexfix. Harmonisch und nicht aufdringlich gelöst ist die Gestaltung der Frontansicht. Den vorderen Überhang kaschiert der neue Meriva recht geschickt mit den großen, in die Seite hineinragenden Scheinwerfern und dem spitz nach vorn zulaufenden Motorraum.

Zum juvenilen und freizeitlich orientierten Gesamteindruck des Fahrzeugs passt in diesem Falle auch die Motorisierung. Der nur 1,4 Liter große, turboaufgeladene Benzinmotor verdeutlicht die Vorteile des nicht nur bei Opel bevorzugt angewandten Downsizing-Prinzips. Kleine Hubräume, hohe Drücke beim Verbrennen und das Ausnutzen der Turboaufladung in schon relativ niedrigen Drehzahlbereichen führen zu hoher Kraftentfaltung bei gleichzeitig erheblich verringertem Verbrauch. Der 1.4 Liter EcotecMotor mit 140 PS ist mit einem manuellen Sechs-Gang-Getriebe gekoppelt, dass sich leicht und führig schalten lässt.

Dieses Aggregat hat den 1,8-Liter-Sauger aus dem Vorgängermodell abgelöst. Übertragen auf das neue Triebwerk bedeutet das in Zahlen: zwölf Prozent mehr Leistung und zehn Prozent weniger Verbrauch als bisher. Im Verbrauch lagen wir bei einem Verbrauch von 7,4 Liter Superbenzin auf 100 Kilometer. Der Durchschnittsverbrauch nach EU-Norm wird vom Hersteller mit 6,7 Litern angegeben. Das Fahrzeug fährt sich auch im kurvigen Geschlängel agil, handlich, spritzig und nicht behäbig wie eine Familienkutsche.

Der Basispreis des Opel Meriva mit dem 1,4 Liter großen und 140 PS starken Ecotecmotor beträgt 21.750 Euro, lässt sich durch verschiedene durchaus sinnvolle Zusatzfeatures aber noch auf etwa 25.000 Euro aufrunden.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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