Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Sicher kennen auch Sie den Begriff, man könne „seinen Augen nicht trauen“ für etwas schier Unglaubliches, was man plötzlich erblickt. Genau so erging es mir Anfang der Woche in meiner Heimatstadt, einem kleinen Ort mit knapp 6.000 Einwohnern im westlichen Rheinland-Pfalz. Dort gibt es zur Verkehrsberuhigung und zum zügigeren Vorwärtskommen gleichermaßen einen Innenstadtring. Als ich am Montag dieser Woche aus einer Seitenstraße kommend auf diesen Ring einbog, geschah das, was ich mit „den Augen nicht trauen können“ bezeichnete. Auf der rechten Seite stand ein in einer Parkbucht ordnungsgemäß eingeparkter 5er BMW und darauf – jawohl, darauf! – thronte (auf dem ziemlich eingebeulten Dach des BMW) ein roter Opel Vectra. Vor diesem skurrilen Gebilde, das nichts mit neo-liberalistischer Kunst zu tun hatte, stand eine sichtlich fassungslose Frau, die einfach nur die Hände vors Gesicht geschlagen hatte und eigentlich gar nicht mehr hinsehen mochte.

Was war passiert? Die reichlich erschütterte Dame, so war am nächsten Tag in unserer Lokalzeitung zu lesen, war die Besitzerin des roten Opel Vectra gewesen. Sie hatte ihr Fahrzeug „schnell mal eben“ am Straßenrand geparkt, um im nahe liegenden Seniorenheim etwas abzugeben. Genau so „schnell mal eben“ hatte sie aber weder einen Gang eingelegt, noch die Handbremse ihres Fahrzeugs ordnungsgemäß angezogen. Dergestalt den Unbilden der eigenen Schwerkraft überlassen, machte sich der Opel selbständig, rollte die abschüssige Straße hinab, touchierte mit schon „ordentlicher“ Geschwindigkeit einen Stein. Dieser hielt das Fahrzeug jedoch nicht auf, sondern wirkte, weil etwas geschliffen und aufsteigend zur Verschönerung des Straßenbildes geformt, als „Sprungschanze“. Der Vectra jedenfalls segelte von diesem „Katapult“ beschleunigt durch die Luft und kam auf dem Dach des unschuldigen BMW zum Stehen. Oder zum Liegen, ganz wie Sie möchten. Die Handbremse ihres (neuen) Fahrzeugs, das nehme ich jedenfalls stark an, wird die Freundin der unvorhergesehenen Fliehkräfte jedenfalls in Zukunft fest anziehen. Oder vielleicht auch in Zukunft zu Fuß gehen.

Kurz darauf war übrigens eine Polizei-Streife am Ort. Ob die Beamten auch Mühe hatten, ihren Augen zu trauen, weiß ich nicht. Genau so wenig entzieht es sich meiner Kenntnis, ob einer der beiden Polizei-Beamten, die die Unfall-Aufnahme machten und den ich privat ganz gut kannte, meinen einen Tag später gemachten (nicht ganz ernst gemeinten) Vorschlag in die Tat umsetzte. Beim Einkaufen im Supermarkt trafen wir uns zufällig und der ungewöhnliche Unfall war natürlich Gesprächsthema. Als ich ihm dann vorschlug, er solle die Bilder des Unfalls doch beim nächsten Foto-Wettbewerb einreichen, tippte er sich nur bedeutungsvoll an die Stirn. Recht hatte er!

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein unfallfreies Wochenende. Und wenn Sie ihr Auto an einer abschüssigen Straße parken sollten … Na, Sie wissen schon: Gang einlegen, Handbremse anziehen! Und zwar richtig!

Ihr Jürgen C. Braun

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