Buchtipp der Woche

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Bernhard Hennrich: Standfest. Das Manager-Brevier. Edition Solitär im Geistkirch Verlag; 19,80 Euro.

Sie sind ständig in den Schlagzeilen, ihr Ruf ist – vorsichtig formuliert – nicht der beste, bisweilen werden sie medienwirksam sogar mit äußerst unappetitlichen Tieren verglichen. Das müsste nicht sein, sagt Bernhard Hennrich und begründet seine Auffassung in seinem Buch „Standfest“. Darin zieht er, der selbst seit Jahrzehnten im Management tätig ist, auch entscheidende Parallelen zwischen den Managern in unserer Gesellschaft und den viel geachteten Sportlern, die asiatische Kampfkunst beherrschen. Welche Parallelen das sind, verriet er im Interview mit www.kues.de.

Herr Hennrich, wie definieren Sie den Begriff „Manager“?

Für mich sind Manager Macher. Menschen, die etwas vorantreiben wollen und gleichzeitig dafür Verantwortung übernehmen. Das muss nicht unbedingt der Boss eines Großunternehmens sein. Nein das kann auch ein Verantwortlicher eines Vereins sein oder das Oberhaupt einer Familie. Es gibt beispielsweise viele Frauen, die ihre Familie managen. Sie kümmern sich um die Ausbildung ihrer Kinder und tragen dafür die Verantwortung.

Sie plädieren dafür, dass eine Gesellschaft Manager braucht – woher kommt dem gegenüber das negative Image der Berufsgruppe?

Eine Gesellschaft braucht Macher. Sie bringen die Gesellschaft voran. Manager haben Macht. Manager haben Einfluss. Dadurch sind sie in der Lage, etwas zu bewegen. Sie können Dinge positiv vorantreiben, was letzten Endes allen Menschen in der Gesellschaft zugute kommen kann.
Aber nicht alle Manager setzen ihre Energien auch zum Wohle der anderen ein. Es gibt schwarze Schafe, die ausschließlich ihr Wohlergehen vor Augen haben. Diese sind – vielleicht – mittlerweile in unserer Gesellschaft sogar in der Überzahl. Die Finanzmarktkrise hat hier den Vorhang gelüftet. Die Manager, die nur ihre Vorteile sehen, sowie die Finanzmarktkrise haben das Image der Manager erheblich beschädigt.

Warum war es Ihnen wichtig, ein Manager-Brevier zu schreiben?

Ich bin 57 Jahre alt. Und in diesem Alter macht man sich sicher mehr Gedanken über den Sinn des Lebens als in jüngeren Jahren. Lebensfreude macht ein Leben lebenswert. Und ein lebenswertes Leben funktioniert nur in einer gesunden Gesellschaft. Da für mich Manager am meisten unsere Gesellschaft beeinflussen, engagiere ich mich mit meinem Buch „Standfest – Das Manager-Brevier“, und zwar für ein starkes und menschliches Management. Das Buch ist eine Lebenshilfe für alle Menschen, die für andere Verantwortung übernommen haben. Ich will die Macher unserer Gesellschaft nachdenklich stimmen, damit sie erkennen, was im Leben wirklich wichtig ist.
Viele wissen das nicht oder haben es vergessen. Deshalb habe ich das Buch auch Brevier genannt. Es soll den Besitzer als Nachschlagewerk dienen.

Sie sprechen sich für vieles aus, was beim ersten Lesen „eigentlich“ selbstverständlich erscheint, also Höflichkeit im Umgang, klare Argumentation bei Verhandlungen, gegebenenfalls auch die Durchsetzung eigener Vorstellungen unter dem Oberbegriff „Angriff“ – wie kommt es, dass diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten nicht mehr so gegeben sind, wie man’s vermutet?

Wir leben in einer hochtechnisierten und schnelllebigen Welt. Wir werden überschüttet mit Informationen und Produkten. Wir werden beeinflusst von vielen Menschen, die nur ihre eigenen Interessen sehen. Da kann der Blick für das Wesentliche schnell verloren gehen. Ich stelle in meinem Buch deshalb bewusst auf Elementares ab, weil das Elementare letztendlich unser Leben bestimmt. So wie eine indianische Weisheit besagt: Erst wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr erkennen, dass man Geld nicht essen kann. Wer sich auf das Wesentliche im Leben konzentriert, ist wenig abgelenkt. Diese Menschen strahlen Ruhe aus, was wieder andere positiv beeinflusst.

Welchen Zusammenhang sehen Sie zwischen dem, was Sie auf der „geistigen“ Ebene fordern – und der körperlichen Gesundheit?

Unser Körper und unser Geist bilden eine Einheit. Körper und Geist sollten deshalb für uns gleichwertig sein. Denn ohne unseren Körper lebt unser Geist nicht und ohne unseren Geist ist unser Köper nicht voll leistungsfähig. Das Wissen darüber ist entscheidend. Wer zum Beispiel weiß, dass Menschen enorme Kraft und Energie freisetzen können, kann auch Enormes leisten. Viele Menschen wissen nicht, zu welchen Leistungen sie in der Lage sind. Sie schaffen deshalb noch nicht einmal Normalleistung. Zum Beispiel ist der menschliche Knochen fünfmal stärker als Stahl. Der menschliche Knochen, regeneriert ständig. Denn Knochen bestehen aus lebenden Geweben, die Kalzium und andere Minerale speichern. Die Zellen des Knochengewebes und die diese umgebende Knochenkittsubstanz sorgen für Biegsamkeit und Härte. Dies macht unsere Knochen fünfmal so stark wie Stahl.Wer diese Erkenntnis hat, der weiß, er kann seinen Knochen schon etwas zumuten. Das trifft auf alle Bereiche unseres Körpers zu. Sie können also Ihrem Körper schon etwas zumuten. Und das wird Ihnen Freude bringen. Wer die Spitze eines Berges erklommen hat, erfährt Glücksgefühle und bekommt Weitsicht. Dies fehlt Menschen, die sich nur im Tal bewegen. Leben ist nur durch Gegensätze möglich.

Was lässt sich aus asiatischen Kampfsportarten für europäisches Management im positiven Sinne mitnehmen?

Viele Europäer sehen die asiatische Kampfkunst als aggressiv an. Aber, das Gegenteil wird bei dieser Kampfkunst gelehrt. Die asiatische Kampfkunst zielt ausschließlich auf Abwehr ab. Die meisten Kampsportschulen leben einen Ehrenkodex wie, Kampfkunstfertigkeiten nie zu Unrechtem zu benutzen, sich für Freiheit und Gerechtigkeit einzusetzen und bei der Schaffung einer friedlichen Welt mitzuhelfen.
Diese Kampfsportler sind Beschützer. Sie werden nur tätig, wenn sie angegriffen werden. Das ist auch gut so, weil man nie sicher ist, ob man etwas richtig interpretiert. So mancher Manager sollte sich dies vor Augen führen. Mit Präventivschlägen kann großes Unheil angerichtet werden.Mut und Willenskraft, Bescheidenheit, Ruhe und Respekt und Beständigkeit sind wichtige Tugenden und Eigenschaften, die ein Sportler der asiatischen Kampfkünste haben sollte. Daran sollte sich m. E. auch das europäische Management orientieren.

In vielen Dingen, heißt es, müsse man, um etwas zu erlernen, möglichst im Kindesalter beginnen (Fremdsprachen, Musikinstrument) – gilt das auch für die von Ihnen praktizierten Kampfsportarten?

Es ist sicher gut, wenn man früh mit der Kampfkunst beginnt. Denn je früher ich meinen Körper trainiere, desto besser ist es für ihn. Aber es ist auch nie zu spät. Bei meinem Sport bin ich selbst mein Gegner. Ich kämpfe mit mir selbst. Das beginnt damit, regelmäßig das Training zu besuchen im Training mein Bestes zu geben und das Training durchzuhalten. Bei den Kampftechniken orientiere ich mich an meinen körperlichen Voraussetzungen. So vermeide ich Leistungsdruck und Stress. Was ich im Vergleich zu jungen Kämpfern nicht mehr so gut körperlich leisten kann, das gleich ich weitgehend durch meine Erfahrung aus. Das Einstiegsalter spielt also keine Rolle. Wer meint, er sei zu alt, hat – so sehe ich es – mit seinem Leben schon abgeschlossen.

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