Als sich vor wenigen Jahren die ganze Fachwelt dazu verstieg, dem Hybrid-Auto (Slogan: Die Kraft der zwei Herzen) die rosigste nur denkbare Zukunft zu prognostizieren, blieben die Entwickler des rein elektrisch betriebenen Automobils recht still. Keine spektakulären Auftritte, außer bei internationalen Automobilmessen, wo die ersten Mini-Flitzer im grünen Park rumdüsen durften ( z.B. Genf 1995). Aber die Techniker blieben am Ball. Und plötzlich verbreiteten Agenturen die Mär von unglaublichen Akkuleistungen, enormen Reichweiten bei Hochgeschwindigkeit und niedrigen Betriebskosten. Auch diesen Meldungen folgte recht flott das eine oder andere Dementi. Nun aber, jetzt endlich!, sind die ersten richtigen E-Mobile auf der Straße.
Federführend bei diesem Erfolg sind der japanische Konzern Mitsubishi und das französische Automobil-Konsortium PSA, dem Citroën und Peugeot angehören. Nur SO geht es nämlich: Kooperation statt Konfrontation. Und daraus haben sich ausgesprochen appetitliche Mobile ergeben: die Japaner bringen ihre Eigenentwicklung mit dem (in deutschen Ohren unsäglichen) Technik-Kürzel i-MiEV ab sofort in den Markt, Citroën den auf den einprägsameren und richtig hübschen Namen C-Zero.
Dass beide Fahrzeuge quasi gemeinsame Eltern haben, macht den Vergleich zwar leichter, aber auch spannender, schließlich haben wir es hier mit zweieiigen Zwillingen als Konkurrenten zu tun. Fahrleistungen, Antriebstechnik, Fahrwerke und die wichtigsten Kontrollorgane sind nahezu identisch. Es zählen also beim Vergleich Dinge wie: Verarbeitung, Farbgestaltung, Innenambiente. Kurz gesagt: die beiden Modelle, die wir fuhren, überzeugten bereits zu Beginn durch gute, präzise Verarbeitung ohne Nachlässigkeiten. Mitsubishi gibt in der Farbauswahl etwas mehr Spielraum für individuelle, moderne Entscheidungen. Da findet sich ein wunderschönes Azurblau neben einem Aubergine-Ton, was beides für jungen, gesunden Zeitgeist spricht: ausgesprochen angesagte Couleurs! Dafür fährt Citroën einen kleinen optischen Kracher auf: den C-Zero im vollen City-Taxi-Outfit. Und: Citroëns Innenarchitekten durften vielleicht etwas weiter ausholen bei der Wahl von Mobiliar und Tapete: schnuckelig das Ganze innen.
Der i-MiEV von Mitsubishi wirkt zwar innen ebenfalls proper, aufgeräumt, aber etwas nüchterner, trotz zeitgemäßer, wertiger Materialien. Natürlich sind die 150 Kilometer Reichweite, die für beide gerne beschworen werden, reine Laborwerte und nur unter extrem günstigen Voraussetzungen im Sommer bei etwa 23 Grad Celsius realisierbar. Bei Tag, ohne Regen, ohne Klimaanlage, versteht sich, aber wer das Anzeigeinstrumentarium ordentlich liest und verinnerlicht, der fährt ganz schnell im optimalen Stromverbrauchsbereich. Das gilt für beide Probanden. Beide fahren angenehm mit geringem Kraftaufwand, aber präziser Servo-Lenkunterstützung, der Wendekreis ist sensationell klein, was der Behändigkeit im Stadtverkehr und bei der Jagd nach kleinsten Parklücken zugute kommt. Citroën und Mitsubishi gehen bei der Ladephilosophie etwas unterschiedlichen Lösungen nach: während Mitsubishi von einem externen Technikpartner auch Schnellladekonzepte erarbeiten ließ und diese sogar propagiert, reagiert Citroën da etwas zurückhaltender: gibt es zwar auch, wird aber nicht unbedingt als Ideallösung angesehen. Gleichwie, die Emissionsbilanz ist bei beiden exzellent, worauf bereits Citroëns Namensgebung hinweist. Und, wer gerade etwa 35.000.- Euro ohne Schuldenbremse abheben kann, darf sich ein solches Auto kaufen, in dem 4 Menschen recht bequem über kurze bis mittlere Strecken transportiert werden können. Mitsubishi hat im handlichen Wählhebel 3 Fahrstufen eingebaut, die mit ihren jeweiligen Programmen unterschiedliche Akku- Aufladefunktionen und -Wirkungen haben. Auch die Benutzung dieser Hinweise ist sehr empfehlenswert, da sie der Reichweitenvergrößerung dient.
Nur eines vergessen alle Hersteller von reinen Elektromobilen (auch jene, die wir hier nicht aufgeführt haben!): dass nämlich bereits bei der Herstellung der Akkupakete riesige Mengen an Emissionen ausgestoßen werden und sehr große Mengen an mannigfachen Energien (Strom, Wasser etc.) verbraucht werden, die eigentlich in die Energiebilanz der kleinen Flitzer eingerechnet werden sollten. Nur der schlichten Wahrheit zuliebe. Was ebenfalls zu denken gibt: die großen Strommultis, die den Atomstrom so lieben, haben überall schon wieder ihre Finger drin.
Text und Bilder: CineMot/ Frank Nüssel