Test-Tour: Infiniti EX30d

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Im Blaumann in die Oper: Ähnlich wie die Toyota-Edeltochter Lexus ist Infiniti als Premium-Ableger von Nissan in den USA groß und erfolgreich geworden. Und dort setzt man immer noch überwiegend auf starke Benzinmotoren. Um auch in Europa erfolgreich zu sein, mussten also Diesel her. Fündig wurde Infiniti im eigenen Hause, denn der für die Allrad-Modelle FX (seit einigen Monaten) und EX (ab sofort) gewählte Motor ist ein Aggregat aus dem Renault-Nissan-Baukasten.

Sechs Zylinder und 238 PS – das deutet auf ausreichend Laufkultur und Leistung hin. Tatsächlich hat der 3,0-Liter mit dem immerhin knapp zwei Tonnen schweren EX naturgemäß noch weniger Probleme, als mit dem größeren FX. Schub ist, abgesehen von einer spürbaren Anfahrschwäche, jederzeit mehr als genug vorhanden, der Motor reagiert ohne Umschweife auf jeden Gasbefehl und wer es mit dem Krafteinsatz nicht übertreibt, kann auf einer flott gefahrenen Mixstrecke aus Stadt, Landstraße und Autobahn durchaus 9,5 Liter erreichen, 1 Liter mehr als der offizielle Durchschnittsverbrauch.

Das Aggregat ist akustisch sehr präsent, leicht brummig, wird aber nie wirklich unangenehm. Die serienmäßige Siebengang-Automatik schaltet schnell, findet aber nicht immer den passenden Gang. Die Abstimmung ist straff und erinnert, wenn man denn unbedingt einen Vergleich zu deutschen Wettbewerbern ziehen will, am ehesten an BMW – ohne allerdings deren Finesse zu erreichen. An der bayerischen Nobelmarke orientiert sich Infiniti durchgängig auch beim Preis. „Wir liegen je nach Modell und Ausstattung zwischen 8 und 15 Prozent unterhalb eines vergleichbaren BMW“, sagt Jürgen Schmitz, Regionaldirektor für Zentraleuropa bei Infiniti.

Die sehr coupéhaft gezeichnete Linie des EX – mit langer Motorhaube, für einen SUV sehr flacher und nach hinten abfallender Dachlinie und hoher Gürtellinie – wird nicht jedem gefallen. Obwohl mit 4,65 Metern länger als die meisten Wettbewerber im kompakten SUV-Segment, ist das Platzangebot knapp, vor allem hinten. Auch das Gepäckabteil ist höchstens durchschnittlich, für die Urlaubskoffer eines Paares reicht es allerdings allemal.

Störender ist jedoch, dass der sportliche Anzug und der grummelige Diesel nicht richtig zueinander passen. Man hat immer das Gefühl, entweder im falschen Fahrzeug oder mit dem falschen Motor unterwegs zu sein. Als führe man im Monteursanzug in die Oper oder sitze im Smoking in der Döner-Bude. Der alternativ angebotene 3,7-Liter-Benziner ist sicher die passendere und auch harmonischere Wahl. Aber das ist natürlich ein sehr subjektives Urteil. Bei nur 360 Euro Aufpreis zum Benziner und dem wesentlich günstigeren Alltagsverbrauch ist der Diesel auf jeden Fall das Aggregat der Vernunft. Vier von fünf EX, so schätzt Jürgen Schmitz, werden dann wohl auch den Selbstzünder unter der Motorhaube tragen.

Der EX 30d ist also eigentlich ein Kompromiss: Markenname, Karosserie und auch ein paar Mängel, unter anderem ein häufig überfordertes Navigationssystem, stempeln ihn zum Exoten für Individualisten – der Diesel könnte ihn dagegen für eine etwas breitere Käuferschicht interessant machen. Aber was heißt das bei Infiniti schon: In diesem Jahr wird die Nissan-Tochter, deren Fahrzeuge ausnahmslos in Japan produziert, dort aber nicht verkauft werden, bei uns rund 400 Einheiten absetzen. Wenn das derzeit überschaubare Händlernetz mit deutschlandweit drei Stützpunkten auf die angepeilten zehn bis zwölf Infiniti-Foren angewachsen ist, könnten auch mal 2.000 Einheiten möglich sein. So oder so wird Infiniti immer ein seltener Gast auf unseren Straßen sein. Aber die Käufer werden wohl gerade das zu schätzen wissen.

Text und Fotos: Spot Press Services/Peter Eck

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