Katrin Grunwald: Schwester! Mein Leben mit der Intensivstation. Rowohlt Taschenbuch Verlag (rororo). 8,95 Euro.
Wer hier liegt, kämpft um sein Leben, und Mediziner wie Pflegepersonal müssen ihres dazu beitragen, dass der Kampf gewonnen wird: Die Realität einer Intensivstation im Krankenhaus hat rein gar nichts mehr mit dem zu tun, was in Büchern und TV-Serien manchmal suggeriert wird.
Katrin Grunwalds satirischer Bericht beruht zweifellos auf ihren Erfahrungen als Krankenschwester in der Intensivpflege, wobei der satirische Charakter eher in der Realitätsnähe liegt als in einer Übertreibung oder Zuspitzung. Denn wer in der Intensivpflege arbeitet, muss neben wechselnden Arbeitszeiten im Schichtdienst vieles wegstecken, was für empfindliche Gemüter schwer zu ertragen ist. Manchmal ist ein mit Herzinfarkt zusammengebrochener Patient trotz aller Bemühungen nicht mehr zu retten. Wer einen schweren Eingriff überstanden hat, kann kurzzeitig keine Kontrolle mehr über den eigenen Körper haben und muss vom Personal in engen Abständen gewaschen werden. Nicht zu vergessen die Medikamentengaben, die nach strengem Schema erfolgen und immer wieder aktualisiert werden müssen. Wer da als Praktikant die tägliche Arbeit mit Reality-TV in Echtzeit verwechselt, ist schlichtweg fehl am Platze. Und wer als Angehöriger mit Laienwissen aus dubiosen Quellen mit Stationsärzten über Behandlungsfehler oder -optionen langwierig diskutieren will, meint es gut und muss ausgebremst werden, damit aus dem gut Gemeinten nicht das Gegenteil des Guten wird.
Keine Frage, Katrin Grunwald mutet uns beim Lesen die Konfrontation mit Extremsituationen im Leben zu. Der Humor, den sie pflegt, ist der, den man braucht, um diese Extremsituationen zu meistern. Deswegen mutet er radikal an, ist aber nicht unangemessen oder gar pietätlos. Wohl aber räumt dieses Buch mit eventuellen Fehlvorstellungen vom in Wirklichkeit rauen Alltag auf der Intensivstation gründlich auf. Und das ist duchaus gut so.