Überraschung im Verbrauchsvergleich

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Außer dem Betrieb mit Benzin oder Diesel gibt es derzeit Varianten, um das Verbrauchsverhalten eines Pkw zu optimieren. Als häufigstes Beispiel in der Alltagspraxis wird die bivalente Kombination aus Benzin- und Autogas gewählt. Hauptgrund: etliche Anbieter rüsten ihre Modelle bereits werkseitig zusätzlich mit Autogastechnik (Flüssiggas LPG) aus, ohne die dafür anfallenden Mehrkosten (in unserem Falle etwa 2.300 Euro) an den Endkunden weiter zu berechnen.

Als Probanden hatten wir uns für den Chevrolet Captiva mit 2.4 Liter-Benzinmotor entschieden, dem eine Autogasanlage bereits vom Importeur implantiert worden war. Auf einer Gesamtstrecke von 1.512 Kilometern verteilten sich die Wegstreckenanteile auf 70 % Autobahn, 20 % Bundes- und Landesstraßen sowie auf 10 % innerstädtischen Verkehr. Diese Splittung entspricht auch in etwa einer Urlaubsfahrt. Besetzt war das Fahrzeug mit 2 Personen sowie Reisegepäck und Berufsausrüstung im Gewicht von etwa zwei Kleinkindern. Die Außentemperaturen pendelten in der Zeit der Messungen zwischen 9 und 17 Grad Celsius. Zu Buche standen nach Ende des Tests: 758 Kilometer im Benzin- und 754 Kilometer im Autogas-Modus. Grundsätzlich hielten wir uns an die gesetzlich vorgeschriebenen Geschwindigkeiten sowie an die Autobahn-Richtgeschwindigkeit von 130 km/h. In Expertenkreisen wird davon ausgegangen, dass der Autogasbetrieb sich um etwa 20-30 % im Vergleich zum Benzinbetrieb erhöht. Wir waren also gespannt, wie sich Mehrverbrauch und Liter-Preisunterschiede zwischen Superbenzin und Flüssiggas auf die Endabrechnung auswirken.

Auffallend zunächst aber der Temperament-Faktor: Der Captiva zog im LPG-Modus ungleich kraftvoller als im Benzinbetrieb. Da müssen die Chevrolet-Techniker wohl das Motormanagement für den Gasbetrieb geradezu genial optimiert haben. Am Staller Sattel (2052 m), dem Passübergang von Osttirol nach Südtirol, machte der Captiva-Motor einen regelrecht sportiven Eindruck, obwohl enge und steile Serpentinen eigentlich den Vortrieb hätten mindern müssen. Die Gegenrichtung wurde im Benzin-Modus bewältigt, die Spritzigkeit sank auf das Niveau einer Wanderdüne. Als nach Beendigung der Messfahrt die Bilanz gezogen wurde, gab es eine deftige Überraschung. Im Benzinbetrieb verbrauchte der Captiva 12,94 Liter Super, was Spritkosten von 17,85 Euro auf 100 km Wegstrecke ergab. Im Flüssiggas-Modus standen lediglich 12,63 Liter an, die dem Geldbeutel nur freundliche 8,58 Euro auf 100 km Wegstrecke entzogen, also ziemlich genau die Hälfte. Ob diese Rechnung auf alle bivalenten Autogasmodelle der anderen Hersteller zu übertragen ist, bleibt zweifelhaft.

Eine weitere Erfahrung machten wir mit der LPG-Versorgung. Während in Deutschland etwa 2.800 Gas-Zapfen für eine ordentliche Bedarfsdeckung sorgen, bekamen wir im Urlaubsland Österreich bisweilen feuchte Perlen auf der Stirn, da die Suche nach den wenigen Gastankstellen etwas an die Nerven ging. Ganz anders im angrenzenden Italien, wo sich der Autogasbetrieb zu einem volkswirtschaftlichen Boom gemausert hat: man scheint dort mit dem Eurocent zu rechnen.

Uns selbst erfreute die bivalente Alternative in mehrfacher Hinsicht: sie schonte den Reiseetat, reduzierte die Schadstoffemissionen spürbar, sorgte für ein entsprechend gutes Gewissen und zeigte sich sogar als die temperamentvollere Alternative. Wenn das nichts ist!

Text und Bilder: Frank Nüssel

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