Das Sportwagen-Projekt Artega erhält eine zweite Chance. Nachdem das Projekt zwischenzeitlich schon totgesagt wurde, werden jetzt die ersten 20 Fahrzeuge an die europaweit zehn Händler, davon fünf in Deutschland, ausgeliefert. Der Artega GT wird von einem von VW zugelieferten 3,6-Liter-V6-Motor angetrieben, der es auf 220 kW/300 PS bringt. Zur Serienausstattung des 79.950 Euro teuren Sportwagens gehörte ein Doppelkupplungsgetriebe, das ebenfalls von VW gestellt wird. Zur weiteren Ausstattung zählen Ledersitze, eine Klimaanlage und sogar ein Navigationssystem.
Vier Jahre ist es nun her, dass Klaus Frers, Chef des Autozulieferers Paragon im ostwestfälischen Delbrück, den Artega auf dem Autosalon in Genf erstmals der Öffentlichkeit präsentierte. Die Markteinführung war für 2008 geplant, doch es gab Probleme. Die Produktion des Zweisitzers in der eigens gebauten Manufaktur lief nicht so an, wie erhofft. Die Nachbesserungen kosteten Zeit und Geld. Just in dieser Zeit kam die Finanzkrise dazu. Die zwang nicht nur Artega in die Knie, sondern trieb auch Paragon in die – inzwischen abgewendete – Insolvenz.
In dieser Phase trat María Asunción Aramburuzabala Larregui, Spross der bekannten mexikanischen Brauerdynastie Corona, auf den Plan. Er übernahm Artega komplett und sorgte für ausreichend finanzielle Mittel, um dem Sportwagen eine neue Chance zu geben. Als Wegbereiter vor Ort wurde mit Wolfgang Ziebart ein ehemaliges BMW-Vorstandsmitglied als neuer Geschäftsführer und mit Peter Müller, lange Jahre in verantwortlichen Positionen bei Porsche, Webasto und BMW, ein Leiter für Technik und Vertrieb, verpflichtet. Die beiden Neuen bekamen mit ihrer Mannschaft ausreichend Zeit, den Artega für den Neustart in Form zu bringen.
„Ein trotz des tadellosen Grundkonzepts nicht ganz einfaches Unterfangen“, wie Ziebart erläutert. In den vergangenen zwei Jahren sei eine Menge an Detailveränderungen notwendig gewesen, um den Artega GT für den Marktstart vorzubereiten. „Wir haben die komplette Elektronik überarbeitet und den schwachen Empfang der Audioanlage verbessert.“ Hinsichtlich der Klimatisierung habe man nun anders als bei den ersten Artega-Modellen für eine bessere Umluft gesorgt, so dass die Heckscheibe nicht mehr beschlage.
Beim Antrieb indessen hat sich nichts geändert. Der Sechszylinder hängt nicht nur gut am Gas, sondern röhrt auch so, wie es sich für einen Sportler ziemt. Dynamische Ansprüche standen auch bei der Abstimmung des straffen Fahrwerks im Vordergrund. Die Lenkung reagiert sehr direkt. Das und das Mittelmotor-Konzept sorgt dafür, dass sich der Artega GT auf seinen 235/35er-Reifen vorn und 285/30er-Reifen hinten wie ein Go-Kart durch die Kurven lenken lässt. Und für Bestwerte bei Verzögerungen sorgen exzellente Bremsen.
Der Verbrauch des 300-PS-Flitzers soll sich auch aufgrund des relativ geringen Gewichts von knapp 1,3 Tonnen bei 8,9 Litern einpendeln, verspricht Ziebart. Den Sprint von Null auf 100 absolviert der Artega in 4,8 Sekunden, in der Spitze erreicht der Wagen 270 Kilometer pro Stunde. Kein Wunder, muss ein PS im Artego doch nur 4,28 Kilogramm antreiben.
Innen ist der Sportler mit hochwertigen Materialien ausgestattet. Auf den lederbezogenen Sitzen findet man festen Halt und die Position lässt sich gut einstellen. Nicht ganz so gelungen ist die Ablesbarkeit des schräg nach unten abfallenden und tief liegenden Displays, auf dem neben Audio- unter anderem auch Informationen der Klimaanlage angezeigt werden.
Die von Designer Henrik Fisker gezeichnete Karosserie des Artega ist seit der Erstvorstellung 2006 unverändert geblieben. „Die Form ist zeitlos klassisch und kommt bestens an“, ist Ziebart überzeugt. Ob das potenzielle Kunden genauso sehen und der Artega seine neue Chance nutzen kann, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.
Text und Fotos: Spot Press Services/ws