Mit dem großen Preis von Spanien in Barcelona beginnt am 9. Mai nach den Rennen in Australien und Asien die Formel-1-Saison auf dem europäischen Kontinent. Für „Comebacker“ Michael Schumacher quasi der „zweite Start in ein neues Leben“ mit einem modifizierten Auto, das den siebenfachen Weltmeister im optimierten Silberpfeil zumindest einmal in die Nähe des Podestes führen soll, wenn auch nicht gleich siegfähig machen. Denn nachdem „Schumis“ Teamkamerad Nico Rosberg dem Altmeister bisher meist in Qualifying und Rennen das Nachsehen gab, mehren sich bereits die Stimmen, dass die Rückkehr des ehemaligen Ferrari-Idols in den Formel-1-Zirkus ein Fehlgriff war. Nicht nur für ihn, sondern auch für seinen deutschen Arbeitgeber Mercedes.
Bisher, das ist kein Geheimnis, fahren die Silberpfeile – nach vier Rennen – ihrem eigenen Anspruch noch immer hinterher. Vor allem Rekordchampion Michael Schumacher tut sich schwer damit, aus dem W01 alles an Leistung heraus zu holen, weshalb der Rennstall unter der Regie von Ross Brawn vor dem ersten europäischen Rennen die Aussichten seiner beiden Piloten auf eine Top-Platzierung verbessern will – und muss. Der Mercedes-Teamchef ist offensichtlich fest davon überzeugt, dass Schumacher zur früher gewohnten Form und damit auch zu Podiums-Platzierungen zurückfinden wird, wenn das Material keine Wünsche offen lässt. „Es wäre jetzt dumm zu sagen, dass Michael genau dort ist, wo er sein will. Er ist entschlossen, Erfolg zu haben“, zitiert die britische Nachrichtenagentur Reuters das ehemalige Ferrari-„Superhirn“ Brawn.
„Ich denke, dass alle diese Enttäuschungen dafür sorgen werden, dass er sich noch mehr engagiert, wird Brawn weiter zitiert. Gleiches gelte jedoch auch für das Team, das dem Wahl-Schweizer zum Auftakt der Formel-1-Saison in Europa ein neues Fahrzeug aufbaut. Deswegen erhält der Bolide des Rheinländers auch das ehemalige Testchassis für die Session in Barcelona. „Das Chassis seines Wagens wurde während der ersten Rennen beschädigt und wir haben es repariert – so gut es eben ging. Jetzt sind wir zurück in der Fabrik, wo wir das Testchassis einsatzfertig machen, damit es in Barcelona an den Start gehen kann. Wir wollen nun jegliche Zweifel ausräumen“, sagte Brawn auf einer Pressekonferenz in London.Der Teamchef von Mercedes GP spricht auch noch ein anderes Problem an, das sein alter und neuer Zögling derzeit vorfindet: „Die Reifen sind zweifelsohne anders als das, was er gewohnt ist. Vielleicht korrespondieren das Auto und die Reifen nicht so, wie Michael das gerne hätte. Er mag ein Auto, das sehr präzise ist und auf das kleinste Detail reagiert. Dieses Fahrzeug findet er offensichtlich noch nicht vor – darin sieht Brawn einen der Gründe, warum es beim siebenfachen Weltmeister noch nicht so klappt wie erhofft.
Das soll sich ab dem Rennen in Barcelona ändern: Nicht nur Brawn, sondern auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug gibt sich zuversichtlich: „Ich habe meine Zweifel, ob wir schon aus eigener Kraft siegfähig sind, aber zumindest kann man einen Trend erkennen, der das zulässt, sagte Haug am vergangenen Wochenende beim Auftakt der neuen DTM-Saison in Hockenheim. Und versprach: „Wir werden Michael ein Auto hinstellen, mit dem er dort hinfahren kann, wo er hin gehört.“ Was immer das auch heißen mag.
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Mercedes GP