Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Thema der vergangenen Tage, ja der gesamten Woche war in Sachen Mobilität nicht auf den Strassen-, sondern auf den Luftverkehr fokussiert. Da brabbelt und spuckt ein kleiner Vulkan irgendwo in Island heftigst herum, kein Mensch sieht hier am Boden irgendetwas davon und doch legt diese Asche-Wolke ganz Europa lahm. Schlimmer noch als im September 2001 nach „9/11“ lief tagelang nichts am Himmel. Flugzeuge standen irgendwo in der Welt herum, wo sie nicht hin gehörten, Crews von Fluggesellschaften „campten“ in Destinationen, die nur als Durchgangsstationen gedacht waren, Politiker hingen zwischen Regierungserklärung und Wahlkampfterminen irgendwo in der Welt fest und Heiratswillige konnten den Weg zum Standesamt nicht finden. Irgendwie erinnerte mich das Ganze so ein bisschen an das Sonntagsfahrverbot auf unseren Straßen zu Zeiten der Ölkrise im Jahr 1973. Aber damals durfte man zumindest noch mit einer Ausnahmegenehmigung unterwegs sein, im Fall der bösen Vulkanwolke aber lag Europa im wahrsten Sinne des Wortes am Boden.

Einer, der von den sprichwörtlichen Turbulenzen am meisten betroffen in Mitleidenschaft gezogen wurde, war Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer, an dem sich vor allen Dingen die Opposition wegen seines angeblich falschen Krisenmanagements mal wieder genüsslich rieb. Der arme CSU-Mann aus dem Süden Deutschlands ist nun derzeit wirklich nicht zu beneiden. Nicht nur, dass er der bösen Wolke wegen mit dem Zug oder dem Auto (Schiff schließe ich einfach mal aus, zu Fuß wahrscheinlich auch), den Weißwurst-Äquator für das Wochenende zu Hause überqueren musste. Nein, schon ein paar Tage vorher hatte es den Seehofer-Adlatus schon deutlich spürbar in seiner vermeintlich freien Mobilität getroffen, als er auf der Autobahn fünf Kilometer hinter einem überholenden Lkw hing und damit Opfer eines „Elefantenrennens“ wurde. So, wie uns das allen wohl mannigfach ergeht.

Der Unterschied: Unsereins ist kraft seines (meist nicht vorhandenen) Amtes weder dazu befugt noch befähigt, an höchster Stelle mal wieder über ein generelles Überholverbot nachzudenken. Oder zumindest nachdenken zu lassen, denn wofür hat man ja schließlich seine Staatssekretäre und Ministerialräte. Allerdings kann auch der Herr Bundesverkehrsminister nicht immer so, wie er gerne möchte. Denn eine Ausweitung der Lkw-Überholverbote auf Autobahnen vermag er nicht allein durchzusetzen. Bei diesem Vorhaben ist er auf die Gunst der jeweiligen Bundesländer angewiesen. Aber, wie dem auch sei, publikumswirksam war die Aktion allemal, denn Staus sind jedem ein Graus und so darf Otto-Normal-Verkehrsteilnehmer denn auch am Lenkrad beruhigt darüber sein, dass ihn die ministerielle Obhut am Albaufstieg oder am Irschenberg inmitten der Blechkarawane nicht alleine lässt.

Wenn es darum geht, positive Schlagzeilen zu produzieren, lässt der Mann offensichtlich nicht locker. Erst kurz vor Ostern hatte sich der Minister öffentlichkeitswirksam für die Belange der Autofahrer eingesetzt: Urlaubern versprach er damals stressfreie Autofahrten. „Ich will, dass die Osterreisewelle weitgehend ohne Störungen abläuft.“ So hatte er die Länder aufgefordert, Baustellen auf stark befahrenen Strecken schneller abzubauen und Umleitungsstrecken komplett zu verbieten. Na ja, nehmen wir den guten Willen für die Tat. Denn trotz des ministeriellen Zornes gab es auch in diesem Jahr wieder die besagten Staus von Flensburg bis Garmisch – zwischen Gründonnerstag und Ostermontag.

Aber vielleicht sind wir ja alle einfach nur zu ungeduldig. Ramsauer hat schließlich auch für die Pfingst-Reisewelle im Mai ungestörten Verkehr auf unseren Autobahnen gefordert und – was noch wichtiger ist – auch versprochen. Vielleicht, so denke ich mir, sollte ich an dieser Stelle nach Pfingsten noch einmal auf dieses Thema eingehen. Vielleicht hat der Minister ja doch eine Erleuchtung, denn an Pfingsten soll ja, – so mich meine limitierten Bibelkenntnisse nicht im Stich lassen – der Heilige Geist auf uns hernieder kommen.

Fürs erste aber wünsche ich Ihnen ganz ohne ministerielle Mithilfe ein angenehmes und staufreies Wochenende.

Ihr Jürgen C. Braun

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