Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!
Bei meiner Wochenend-Kolumne rund um das Thema Automobil komme ich dieses Mal am Auftakt zur neuen Formel-1-Saison und natürlich am Comeback Michael Schumachers nicht vorbei. Nicht nur ich, nicht nur Sie, liebe Leserinnen und Leser, werden sich die Frage stellen: Warum tut ein Mann, der sich um irdische Güter – gleich in welcher Größenordnung – wahrlich keine Sorgen mehr machen müssen, und der offensichtlich ein zufriedenes und harmonisches Familienleben führt, sich so etwas mit 41 Jahren noch einmal an?
Klar, es sind seine Motorsport-Gene, er ist eben ein „Racer“ durch und durch und die Aussicht, in einem rein deutschen Team mit seinem frühen Förderer Mercedes zu fahren, hat ihn zu diesem Schritt bewogen. Sagen zumindest die meisten, die man danach fragt. Eine schlüssige Antwort werden wir nie erhalten. Fest steht nur, dass „Schumis“ Rücktritt vom Rücktritt wahrscheinlich die spektakulärste Entscheidung dieser Art seit der Rückkehr von König Richard Löwenherz vor rund 800 Jahren ist.
Am Wochenende startet jedoch nicht nur der Formel-1-Zirkus in die neue Saison, in Genf schließt auch der Automobilsalon seine Pforten. Für Mercedes-Benz, als zukunftsorientierte Marke, mit Sicherheit ein genau so elementares Ereignis wie die Tatsache, erstmals seit 55 Jahren mit einem „Silberpfeil-Werksteam“ wieder in der Königsklasse antreten zu können. „Wir fahren nicht nur in der Formel 1 um den Sieg, sondern auch in der ‚Formel Grün’ mit Premium-Automobilen, die Verantwortung für die Umwelt und die Faszination von Mercedes-Benz vereinen“, sagte Konzernchef Dieter Zetsche mit weiser Voraussicht in Genf. Wohl wissend, dass das Fromel-1-Projekt im Hause angesichts tiefer Eingriffe in die Produktionsmaschinerie nicht unumstritten ist.
Deswegen legt die Konzernspitze in diesen Tagen, in denen die ganze (Auto)-Welt auf die schwäbische Traditionsmarke und damit auf den Standort Deutschland blickt, größten Wert darauf, das eigene Image nicht nur durch großen Motorsport, sondern auch durch innovative Technologien und zukunftsweisende Konzernpolitik zu schärfen. Mit dem Forschungsfahrzeug F 800 Style zeigte Mercedes-Benz in Genf, mit welchem Engagement an der Technik aber auch am Design zukünftiger Baureihen gearbeitet wird.
Gerade unterhalb der Volumenreihe C-Klasse will sich Mercedes-Benz neu aufstellen und zusätzliches technisches Potenzial umsetzen. „Wir arbeiten an vier verschiedenen Nachfolger-Fahrzeugen der A-und B-Klasse, die in einem neuen Werk in Ungarn produziert werden sollen“, bestätigte Zetsche am Lac Leman. Bereits Ende 2011 soll das erste Modell auf den Markt kommen.
Große Tage also im Moment für eine große und bedeutende deutsche Automobilmarke. Ob zumindest der sportliche Teil der Strategie so umgesetzt werden kann, wie sich das die Herren im Vorstand erhoffen, werden wir bei den Übertragungen aus Bahrain sehen.
Ich wünsche Ihnen jedenfalls, sollten Sie sich das Rennen ansehen, viel Spaß und Spannung dabei. Und schließlich haben wir ja nicht nur einen Michael Schumacher, sondern auch noch ein paar andere schnelle Jungs dabei, die für jede Menge Punkte gut sind.
Ihr Jürgen C. Braun