Neun Sitzplätze oder bis zu 3.891 Liter Gepäckraum, verteilt auf 5,65 Meter Länge und ein Leergewicht von 2,6 bis 2,9 Tonnen: Kein Wunder, dass der Chevrolet Suburban in Europa zu den großen Ausnahmeerscheinungen gehört. Zu brutal wirkt der Ahnherr aller SUVs auf unseren Straßen, und zu groß ist wohl auch der Durst der zwei über 300 PS starken V8-Motoren mit 5,3 oder 6,0 Litern Hubraum, die es im aktuellen Modell gibt.
Dabei ist der Suburban der am längsten gebaute Autotyp überhaupt. Kein anderes Auto wird seit nunmehr 75 Jahren unter der gleichen Modellbezeichnung produziert. Tatsächlich gibt es den Suburban schon seit 1935 – als Ergebnis der Bemühungen von Chevrolet, eine Alternative zu den damals üblichen Modellen mit Holzbeplankung und Dächern aus Segeltuch zu schaffen.
Das erste Modell, der Suburban Carryall, wurde von einem Reihen-Sechszylinder mit 60 PS angetrieben und wirkte mit seiner kantigen Karosserie noch äußerst rustikal. Doch schon nach zwei Jahren wurde dieser Auftritt mit einer strömungsgünstigeren Karosserie korrigiert, und die Schwestermarke GMC kam mit einer eigenen Variante, die ab 1941 einen größeren Motor erhielt. Das Suburban-Design war jetzt deutlich vom Art Deco beeinflusst.
Nach dem Krieg gewann das Konzept nicht nur bei Handwerkern und Unternehmern, sondern auch bei Privatkunden immer mehr Freunde. 1947 wurde der Suburban grundlegend überarbeitet; ab 1953 gab es sogar eine Vier-Gang-Automatik. 1955 führte der Hersteller ein vollständig neues Styling ein. Dabei einfielen die seitlichen Trittbretter, dafür gab es eine Panorama-Frontscheibe. Erstmals baute Chevrolet den legendären Small-Block-V8 ein. Ab 1957 offerierte die Marke einen Allradantrieb, was die Beliebtheit des Suburban als Zugfahrzeug nochmals steigerte. Das Design orientierte sich vorn teilweise recht deutlich an den Chevrolet-Personenwagen.
Eine neue maskuline Sachlichkeit prägte die Modelljahre 1967 bis 1972. Großvolumige Sechszylinder- und V8-Motoren sorgten für gute Fahrleistungen und entsprechend zügellosen Durst. Diese Modelljahre hatten links eine Fahrertür, während rechts zwei Türen eingebaut waren. Zum Dauerbrenner wurde die von 1973 bis 1991 mit nur geringfügigen Änderungen gebaute Modellgeneration, die erstmals mit vier regulären Türen auf den Markt kam. Die Motorenpalette reichte bis zum 7,4-Liter-V8, und Chevrolet offerierte schier unerschöpfliche Möglichkeiten zur Individualisierung der Fahrzeuge. Vor allem mit dieser Generation errang der nicht eben billige Suburban seinen Ruf als Texas Cadillac, denn er bot bei großzügigsten Platzverhältnissen und (als 4WD) hervorragender Geländegängigkeit allen Komfort, den es sonst nur in der Luxusklasse gab.
Mit kühlem Futurismus trat dann die 1992er-Modellgeneration auf – analog zu den großen Pick-up-Modellen der Marke. Der Fahrkomfort wurde nochmals gesteigert, und ABS hielt Einzug. 1995 schob Chevrolet den kürzeren, viertürigen Tahoe nach – für jene, denen der Suburban inzwischen zu groß geworden war. Rundliche Formen kennzeichneten die Suburban-Typen ab dem 2000er-Modelljahr. Sie kaschierten neue Motoren, mit denen sich der SUV von seinen Wettbewerbern absetzte. Die kleineren V8-Motoren mit 5,3 und 6,0 Liter Hubraum sind mit dem LS1-Aggregat aus der Corvette verwandt. Spitzenmotorisierung war ein 8,1-Liter-V8 – die größte Maschine, die jemals in einen Suburban eingebaut wurde.
Mit dem 2007er-Modell entfiel der gewaltige 8,1-Liter-Motor, dafür stieg der 6,0-Liter-V8 in der Leistung auf 352 PS. In den Schwestermodellen GMC Yukon XL Denali und Cadillac Escalade ESV wird sogar ein 6,2-Liter-V8 mit 403 PS eingebaut. Ansonsten ist das Konkurrenzumfeld überschaubar. Außer den Schwestertypen Ford Expedition EL und Lincoln Navigator L kommt kein anderer SUV dem Suburban nahe.
Zum 75-jährigen Jubiläum bringt Chevrolet nun den 75th Anniversary Diamond Edition Suburban auf den Markt. Eine diamantweiße Lackierung, 20-Zoll-Chromfelgen und ein kaschmirfarbenes Interieur sollen das Sondermodell zum Sammlerstück adeln. Chevrolet will genau 2.570 Einheiten bauen, von denen nur 300 Exemplare in den Export gehen.
Text: Spot Press Services/jm