Liebe Leserinnen!
Liebe Leser!

Wir schreiben das Jahr 2010, haben also nicht nur (wieder) ein Jahr, sondern gleich ein ganzes Jahrzehnt, eine Dekade, hinter uns gebracht. Da aber auch den journalistisch Werktätigen zu dieser Jahreszeit ein paar freie Tage zustehen, gebe ich gerne zu, dass zwischen Formulierung dieses Textes und seiner Veröffentlichung noch die unvermeidlichen Silvesterböller lagen. Meine besten Wünsche für das neue Jahrzehnt, das neue Jahr, stammen also noch aus der vergangenen Kalender-Periode. Ich denke, Sie werden es mir verzeihen.

Demzufolge beschäftige ich mich in meiner ersten Wochenend-Kolumne 2010 naturgemäß auch noch mit einem Thema, das in den letzten Tagen 2009 hoch kochte. Und es war ein sehr trauriges und auch ein sehr beschämendes. Es war der wahrscheinlich endgültige Abschied von der skandinavischen Traditionsmarke Saab. Kurz vor dem Jahresende gab die US-Mutter General Motors bekannt, dass die schwedische Tochter Saab nun ohne Wenn und Aber geschlossen wird. Es tut uns leid, dass wir die Verhandlungen mit dem potenziellen Käufer Spyker Cars nicht haben zu einem erfolgreichen Abschluss bringen können, erklärte GM Europe President Nick Reilly.

Jetzt ist Saab nicht ein wirkliches Schwergewicht auf dem globalen Markt und selbst im Heimatland Schweden ist man hinter Marktführer Volvo nur die Nummer zwei. Man könnte auch sagen, Saab ist das Schlusslicht, denn mehr als zwei Hersteller gibt es in Skandinavien nun einmal nicht. Aber das wäre doch sehr gehässig, und mit derlei Charakterzügen wollen wir uns so kurz nach der Jahreswende und den damit verbundenen guten Vorsätzen doch (noch) etwas zurückhalten.

Der Produktionsstopp im Werk in Trollhättan hat aber neben der Tatsache, dass 3.400 Menschen ihre Arbeit verlieren, etwas melancholisch Anrührendes an sich. Mit Saab verschwindet eine der großen Traditionsmarken des Automobilbaus endgültig von der Bildfläche. Nach mehr als 60 Jahren Produktion von 9-3 oder 9-5, von Fahrzeugen, die den nur Experten vertrauten Beinamen Aero trugen ist jetzt Schluss und General Motors ließ dazu völlig unromantisch in einer Presseerklärung mitteilen, dass die Geschäfte ordnungsgemäß abgewickelt würden. Wer die Geschichte des Automobils mit etwas Herzblut verfolgt, dem wird bei dieser Formulierung zornig und wehmütig zugleich ums Herz. Die Konkursmasse kam relativ schnell unter den Hammer: Der staatliche chinesische Autokonzern BAIC kauft die Technologie für die Saab-Modelle 9-3 und 9-5 und will sie für die Produktion eigener Autos verwenden. Fluch oder Segen des globalen Denken und Handelns. Doch für romantische Spinnereien bleibt im knallharten Geschäft kein Raum und keine Zeit.

In der Hoffnung, dass wir im vor uns liegenden Jahr noch viele andere erfreulichere Themen diskutieren können, wünsche ich Ihnen nach dem ganzen Feiertagsstress nun ein erholsames Wochenende. Und starten Sie am Montag gut und mit umsetzbaren Vorsätzen in das neue Berufsjahr.

Ihr Jürgen C. Braun

Scroll to Top