Deutsche Fahrer bei deutschen Rennställen sind derzeit offenbar der Hit im internationalen Motorsport. Doch während Michael Schumachers Engagement bei Mercedes noch taufrisch ist, dauert die Liaison zwischen Dirk von Zitzewitz und Volkswagen schon länger. Im Gespräch mit kues.de-Autor Jürgen C. Braun äußerte sich der aktuelle Dakar-Sieger vor dem Abflug nach Südamerika zu den Besonderheiten der am 1. Januar beginnenden Offroad-Rallye und zum Verhältnis zu seinem südafrikanischen Piloten Giniel de Villiers.
Kues.de: Dirk, Sie und Giniel de Villiers gehen ab 1. Januar als Titelverteidiger bei der härtesten Wüstenrallye der Welt an den Start. Mit welchem Gefühl treten sie in Südamerika an?
Von Zitzewitz: Wir beide gehen mit viel Selbstvertrauen in die Rallye. Wir haben eine sehr lange und akribische Vorbereitung hinter uns. Aber wir werden mehr denn je im Fokus der Konkurrenz stehen und die anderen haben ebenso gut gearbeitet und technisch aufgerüstet. Ich sage immer: 'Die nächste Rallye wird die härteste aller Zeiten.' Dann braucht man sich nichts mehr vorzumachen.
Kues.de: Jahrelang wurde die Rallye in Nord- und Zentralafrika ausgetragen, bevor 2009 wegen der terroristischen Bedrohungen der Weg nach Südamerika beschritten wurde. Was ist für Sie das Besondere an dieser Veranstaltung und an diesem Kontinent?
Von Zitzewitz: In Südamerika bietet die Dakar ein sehr abwechslungsreiches und gleichzeitig sehr aufregendes Streckenprofil. Da findet man an einem einzigen Tag von der Steinwüste über Sanddünen bis zu Gebirgspassagen alle Anforderungen ganz kompakt. Das ist in Afrika nicht der Fall. Zudem ist die Begeisterung hier in den Städten und Dörfern riesengroß. Das ist phantastisch.
Kues.de: Sie veranstalten selbst Wüstentouren auf zwei oder vier Rädern. Nehmen Sie aus einer solchen Rallye auch für Ihren Zweitberuf als Reise-Organisator etwas mit?
Von Zitzewitz: Auf jeden Fall. Für 2010 plane ich eine Reise auf den Spuren der Dakar in Argentinien und in Chile. Da kann ich mit meinen Gästen dann auch die Schönheiten der wilden Natur genießen. Bei der Rallye selbst hat man dafür ja keine Zeit, da richtet sich alles nach dem sportlichen Wettbewerb.
Kues.de: Sie und Giniel de Villiers haben im vergangenen Jahr bei der Südamerika-Premiere als erstes Paar im Race Touareg 2 ein Fahrzeug mit Dieselmotor zum Sieg gesteuert. Es war das erklärte Ziel des Herstellers, seine Kompetenz auf diesem Gebiet unter Beweis zu stellen. Ist der Druck durch den Sieg im vergangenen Jahr jetzt etwas kleiner geworden?
Von Zitzewitz: Nein, das ist er auf keinen Fall. Kompetenz unter Beweis stellen, heißt ja nicht nur, dass man die Veranstaltung mit großem Aufwand einmal gewinnt und dann in der Versenkung verschwindet. Es geht auch viel um Nachhaltigkeit eines Antriebs, der im Alltagsbetrieb sparsam und ökologisch optimiert arbeitet.
Kues.de: Sie und Ihr Partner werden über Wochen hinweg ein Paar bilden, gemeinsam extremsten Belastungen ausgesetzt sein. Wie geht man da miteinander um in dieser Zeit?
Von Zitzewitz: Gilles und ich fahren jetzt fast vier Jahren zusammen und haben gemeinsam die extremsten Situationen gemeistert. Da lernt jeder den anderen kennen. Wichtig sind das absolute gegenseitige Vertrauen und das Wissen um die Kenntnisse und Fähigkeiten des anderen. Nur wenn Navigator und Fahrer wissen, dass sie aufeinander angewiesen sind und dass der eine ohne den anderen aufgeflogen ist, kann man eine solche Herausforderung auf Dauer meistern.
Text: Jürgen C. Braun / Fotos: Bernhard Schoke