Ausstattung: Ausgewogenheit ist Trumpf

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Das Wort Extra hat schon per se eine exklusive Bedeutung, oder? Extraurlaub, inklusive aller Extras, Extrablatt, Extrawurst… – alle vorstehenden Vokabeln beschreiben doch stets das Extraordinäre, das wir alle uns ab und zu gerne gönnen. Was wäre Ihre erste Wahl: die Fernreise, bei der das Reisebudget so überstrapaziert wurde, das es für Extras unter keinen Umständen reicht? Oder doch lieber der Mittelmeerurlaub, der die Reisekasse so schont, dass auch eine Wellnessbehandlung, eine Dinner-Cruise und genügend Shopping-Ausflüge drin sind? Übertragen auf die automobile Situation in Deutschland mag dies heißen, dass man zwar bereit ist an der Größe, sprich: den Anschaffungskosten für das Neufahrzeug zu sparen – nicht aber an den Annehmlichkeiten, die uns als Option von den Automobilherstellern angeboten werden. Wenn sie nicht bereits Standard sind, so werden über alle Klassen die folgenden Zusatzausstattungen stets präferiert: Hi-Fi und Soundsysteme mit integrierten Radio-/CD-Geräten, sicherheitsrelevante Extras wie ESP und Airbags. Danach entscheiden Geldbeutel, Vernunft sowie der Schweregrad des verwöhnt-werden-wollens darüber, welche elektronischen Zauberlehrlinge geordert werden. Wobei zu beachten ist, dass der Weg aller Extras irgendwann jener wird, zu einem serienmäßigen Zubehör zu werden. Je nach Bedeutung des Extras geht das einmal schneller und einmal weniger schnell – wenn überhaupt.

Die richtige Ausstattung spielt laut den Marktexperten von Schwacke bei der Verkäuflichkeit von Gebrauchtwagen eine große Rolle. Passend ausgestattete Fahrzeuge lassen sich deutlich schneller verkaufen als Fahrzeuge bei denen wichtige Ausstattungsdetails fehlen oder gar verkaufsschädigende Ausstattungen beim Neuwagenkauf geordert wurden, wie beispielsweise exotische Farbkombinationen (goldmetallic mit roter Lederpolsterung) oder ein Oberklassewagen ohne Automatikgetriebe, so Stephan Spohn Mitglied der EurotaxSchwacke Geschäftsführung. Laut EurotaxSchwacke gilt generell: je höher die Klasse desto höher sind die Erwartungen an die Ausstattung. Während bei Kleinwagen Klimaanlage, Metalliclack und Zentralverriegelung Pflicht sind, kommt eine gefragte obere Mittelklasse nicht ohne Navigationssystem, Einparkhilfe und Sitzheizung aus.

Die Experten von Jato Dynamic haben die bei den Herstellern meist angebotenen optionalen Extras nach Klassen aufgelistet. Auch wenn unsere Analysten bei der Suche nach den beliebtesten Optionen detaillierteste Daten zu Grunde legen können, kann die korrekte Sonderausstattung für einen Neuwagen kaum pauschal bestimmt werden. Die Herausforderung liegt in der Tatsache, dass im Laufe des Autolebens unterschiedliche Fahrerwünsche gelten werden. Die abweichenden Bedürfnisse der Erst-, Zweit- und Drittbesitzer werden eine einzige Ausstattungskonstellation fast unmöglich machen, so Jato-Deutschland-Chef Nick Margetts. Der Außendienstler – so die Jato Experten – möchte alle Komfortdetails inbegriffen haben, schließlich verbringt er vielleicht ein Viertel seines Lebens in diesem Auto. Für ihn mögen die elektrisch bedienbare Heckklappe und das Touchscreen-Navigationssystem absolut unverzichtbar sein. Allerdings zahlt der Familienvater einige Jahre später kein zusätzliches Geld für solche Spielereien, wenn er den Wagen nach 140.000 km für die Familienfahrten in seiner gewohnten Umgebung als Gebrauchten kaufen will, so Margetts.

Nach Auffassung der Prognosespezialisten von Bähr & Fess Forecasts ist ganz klar erkennbar, dass integrierte Navigationssysteme ab dem Kleinwagensegment zukünftig erwartet werden und dabei helfen, das Fahrzeug später besser verkaufen zu können. Die Mittelklasse verlangt in jedem Fall schon nach Multifunktionslenkrädern und Parksensoren – wenn ein Tempomat installiert ist, so wäre das schön, aber noch verzichtbar. Ab der oberen Mittelklasse gehören Lederausstattung und Klimaautomatik (gerne auch Mehrzonen) zum Muss. Einfache Klimaanlagen wiederum sollten eigentlich in keinem Segment fehlen, so Dieter Fess Mitinhaber der Bähr & Fess Forecasts GmbH. In der Luxusklasse – so das Forecasts-Institut – kann man heute schon jene Extras beziehungsweise Standardausstattungen sehen, die in ein/zwei Modellgenerationen auch die kleineren Segmente haben werden: Abstandsradar, Kurvenlicht, Nachtsichtgeräte, Spurwechselassistent und Müdigkeitssensoren machen den besser betuchten Fahrern bereits heute schon das Leben leichter.Aber so wie es wenig Sinn machen würde, in einem einzigen Hotel an einem einzigen Ort gleichzeitig das Angebot von Spa, Tiefseetauchen, Hochseeangeln, Parachuting, Koch- und Meditationskursen, Origami und flutlichtgetränkten Tennisplätzen neben dem 18-Loch Golfplatz zu erwarten und zu denken, die Erholung stelle sich im Verhältnis der angebotenen Freizeitaktivitäten ein – so wenig sinnvoll wäre das Ausrüsten eines Kleinwagens mit einer Unzahl nicht segmentstypischer Extras, die zwar beim Wiederverkauf gerne akzeptiert – aber keinesfalls gerne bezahlt werden.

Text: Ute Kernbach

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