Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) feierte in Berlin sein 100-jähriges Bestehen. Zugleich fand die 37. Bundestagung statt. Die Perspektiven im Kfz-Gewerbe für 2010 sind sehr gut. Es gebe keinen Grund zum Pessimismus. Es müssten aber in allen Betrieben sämtliche Register des Professionalismus gezogen werden, um am Markt auch künftig zu bestehen, sagte ZDK-Präsident Robert Rademacher. Trotz positiver Zeichen warnte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) vor zu viel Euphorie. Die Wirtschaft sei noch nicht über dem Berg, es könne noch keine Entwarnung gegeben werden. VDA-Chef Matthias Wissmann stellte die Forschungsaktivitäten von Herstellern und Zulieferern heraus. In den vergangenen zwei Jahren investierte die Automobilindustrie jeweils 19 Milliarden Euro für F&E. Selbst in Zeiten knappster Kassen dürfe man alles kürzen, nur nicht die Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Wissmann: Auf Dauer kann auch ein großer Hersteller seinen Erfolg nur behalten, wenn die Handelsbetriebe erfolgreich sind. Ähnlich äußerte sich VDIK-Präsident Volker Lange: Nur die Zufriedenheit schafft Kundenbindung – das sichert Umsatz und Arbeitsplätze.
Der Service und das Teilesegment seien gegenwärtig eine tragende Säule in der Branche. Die Kfz-Betriebe sollten sich breit aufstellen und ihre Konzepte professionell umsetzen. Dann böten sich Chancen und Perspektiven. Robert Rademacher skizzierte drei aktuelle Themen: den Strukturwandel und damit einhergehend das neue Geschäftsmodell, die Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung sowie die Rentabilität der Betriebe.
Nach dem Ausnahmejahr 2009 mit Umweltprämie und rund 3,8 Millionen Neuzulassungen folge 2010 der Normalmarkt. Künftig würden etwa drei Millionen Neuzulassungen und sechs Millionen Gebrauchtwagen jährlich mit der üblichen Schwankungsbreite von plus/minus fünf bis zehn Prozent verkauft. Die Umweltprämie hätte den 39.100 Kfz-Meisterbetrieben ein Jahr Zeit verschafft, sich auf den Strukturwandel im Kfz-Gewerbe besser einzustellen. Ganz wichtig in diesem Kontext: die Renditesituation der Händlerbetriebe müsse verbessert werden, etwa durch Lösung der Restwert-Problematik bei Leasingrückläufern.
Das Kfz-Gewerbe befinde sich in einem Strukturwandel. Gegenwärtig habe ein Unternehmen im Durchschnitt etwa zwei Betriebsstätten, in weiteren zehn Jahren etwa dreieinhalb bis vier. Zudem werde die Zahl der Betriebsstätten weiter sinken. Von derzeit etwa 19.000 fabrikatsgebundenen Betriebsstätten könnten es in den nächsten acht bis zehn Jahren noch etwa 15.000 bis 16.000 Betriebe sein.
Der Service sei und bleibe mit jährlich 73 Millionen Serviceaufträgen das Rückgrat des Kfz-Gewerbes, betonte Wilhelm Hülsdonk, ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister. Es sei notwendig, das gesamte Service-Spektrum abzudecken: vom Ölwechsel über die Mechanik, die Elektronik, die Glasreparatur bis hin zur Karosserieinstandsetzung. So habe der Verband mit autoglas Plus ein System zur Abwicklung von Glasschäden geschaffen, das sich zur neuen, starken Marke im Glasschadengeschäft entwickeln würde. Von jährlich 3,5 Millionen Aufträgen in diesem Segment wolle der Verband, dass seine Betriebe zwei Drittel davon akquirierten.
Text: Erwin Halentz, Fotos: ZDK/Erwin Halentz