Buchtipp der Woche (1)

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Günter Grass: Die Blechtrommel. Sonderausgabe. Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv); 12,90 Euro.

Der Mann schreibe so unanständige Dinge, über die nicht einmal Eheleute miteinander sprechen, befand ein Politiker über Günter Grass. Der Autor war damals noch recht jung, Anfang dreißig. Der Politiker war schon im Rentenalter, hieß Heinrich Lübke und war damals deutscher Bundespräsident.

Seine Entrüstung konnte die Karriere des Geschmähten in keiner Weise aufhalten. 1959 erschien Grass' wohl wichtigstes Werk und war gleich eine literarische Sensation. Die Blechtrommel erhitzte die Gemüter, denn Geschichte des Oskar Matzerath war radikal geschrieben im besten Wortsinne. Der kleine, bucklige Außenseiter, der mit drei Jahren nicht mehr wuchs, aber geistig schon völlig entwickelt ist, der Wirklichkeit ertrommeln und Glas zersingen kann, gilt längst als eine Figur der Weltliteratur.

Günter Grass ist über Jahrzehnte hinweg als polarisierende Person in Erscheinung getreten, hat immer wieder Positionen bezogen, die Widerspruch und teilweise auch Entrüstung hervorriefen. Die Bedeutung der Blechtrommel freilich ist heute unumstritten. 50 Jahre nach dem Debüt gibt es den Roman in einer mit ergänzenden Dokumenten versehenen Sonderausgabe.

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