Drift-Könige verabschieden sich in den Winterschlaf

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Mit zwei spektakulären Veranstaltungen haben sich am Wochenende die Könige des Seitwärts-Fahrens, die Protagonisten des Rallyesports, in den Winterschlaf verabschiedet. Bei der Rallye Köln – Ahrweiler, die durch das Ahrtal und rund um den Nürburgring führt, waren die Youngtimer aus den 80er Jahren mit mehr als 100 Teilnehmern unter sich. Eine der spektakulärsten Veranstaltungen fand auch mit der zweiten Auflage der High Forest Rallye im Hunsrück-Städtchen Hermeskeil statt. Eine Rallye, die zum größten Teil nur aus Wertungsprüfungen auf Schotter besteht, findet man in Deutschland nur noch ganz selten. Auf einem ausrangierten Kasernen-Übungsgelände maßen sich bei teils strömendem Regen über 80 Fahrer aus vier Nationen bei diesem Lauf im Rahmen des nationalen Schotter-Cups.

Mit dem Begriff Youngtimer, der Rallye-Fahrzeuge vorzugsweise aus den 80er Jahren bezeichnet, können vielleicht nur die wirklichen Insider etwas anfangen. Mit der Anziehungskraft der in diesem Fall hoch gezüchteten Fahrzeuge, die die meisten der Zuschauer noch irgendwann einmal im zivilen Anzug auf der Straße gesehen haben, allerdings schon. Ford Escort, Opel Kadett oder Ascona, Porsche 924: Die Protagonisten der Köln – Ahrweiler sind Autos, die auch über Jahre hinweg zum Alltagsbild gehörten und die auch so mancher der vielen Zuschauer am Wochenende rund um den Nürburgring vielleicht selbst einmal im Renntrimm bei kleineren Veranstaltungen gefahren hatte.

Aus rein sportlicher Sicht war der Hunsrücker Georg Berlandy auf den Wertungsprüfungen zwischen Ahr und Hocheifel von Freitag bis Sonntag eine Klasse für sich. Mit seinem sechsten Gesamtsieg baute der Pilot im Opel Ascona A seine Rekordmarke beim Herbstklassiker der Youngtimer-Rallyeszene noch einmal aus. Mit Co-Pilot Peter Schaaf lag er nach 14 Wertungsprüfungen 35,8 Sekunden vor dem belgischen Duo Rainer Hermann und Gabriel Hüweler (Opel Ascona 400). Als Dritte der Gesamtwertung erreichten Oliver Rohde und Jan Wolff (beide Essen) im Porsche 924 Carrera GT das Ziel in Mayschoß (Ahr).

Bei wechselhaften Witterungsbedingungen waren die Teilnehmer auch taktisch gefordert. Spätestens auf der Nordschleife des Nürburgrings waren Regenreifen die richtige Wahl, ansonsten wurde die Frage der Pneus auf teils rutschigem Untergrund auch zur Lotterie. Ich kann es kaum fassen, das ist einfach nur traumhaft, strahlte der überglückliche Georg Berlandy nach den 155 Bestzeitkilometern in der Eifelregion. Reifenwahl und Taktik: Heute war bei uns alles top. Jetzt muss ich das erst einmal verarbeiten. Auch Rainer Hermann, der sich wie im vergangenen Jahr den zweiten Platz in der Gesamtwertung sicherte, war mit dem Erfolg zufrieden: An Georg Berlandy war heute nicht heranzukommen, so der Belgier auf der Zielrampe.

Als die neue Schotterrallye im Südwesten wurde das High Forest Rallyefestival propagiert und das Interesse der Driftspezialisten, die normalerweise ihre Künste fast ausschließlich auf Asphalt zeigen müssen, waren überwältigend. Mehr als 80 Fahrer aus vier Nationen hatten sich zum Tanz auf den Kieselsteinen eingefunden. Fünf kompakte Wertungsprüfungen, darunter eine Sprungkuppe als Anziehungspunkt der Zuschauer: Trotz des teilweise sintflutartigen Regens hatten sich viele am Rallyesport interessierten Zuschauer eingefunden, als das Paar Thomas und Andrea Kleinwächter aus Moers im bärenstarken Ford Sierra Cosworth zum Gesamtsieg fuhr.

Der Charakter der Veranstaltung hat offenbar auch den ADAC und die Organisatoren des deutschen WM-Laufes im nächsten Jahr rund um Trier auf den Plan gerufen. Angedacht ist wohl jetzt, dass 2010 im Rahmen der Deutschland auf dem ehemaligen Kasernengelände eine Teil-Etappe des deutschen WM-Laufes ausgetragen werden soll. Erfahrung hat man in der 6.000-Sellen-Gemeinde Hermeskeil genug mit dem großen Rallyesport. Schon in den 80er Jahren wurde dort auf dem Truppenübungsplatz bei der Hunsrück-Rallye mit den Großen der Zunft um Punkte in der Deutschen Rallyemeisterschaft gefahren.

Text und Fotos: Jürgen C. Braun

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